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XML Schema Teil 0: Einführung

Deutsche Übersetzung

Diese Version:
http://www.edition-w3c.de/TR/2001/REC-xmlschema-0-20010502/
Übersetzer:
Toby Baier
Michael Ebert
Andreas Geissel
Mario Jeckle
Nik Klever
Elke Meier
Sebastian Werner
Buchcover

Bei diesem Dokument handelt es sich um eine Übersetzung eines W3C-Textes. Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt; bitte beachten Sie die nachfolgenden Hinweise des Originaldokuments. Die Rechte an der Übersetzung liegen bei den Übersetzern sowie beim Verlag Addison-Wesley. Die Übersetzung hat keine durch das W3C legitimierte, normative Wirkung. Das einzige maßgebliche Dokument ist das englische Original.

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W3C

XML Schema Teil 0: Einführung

W3C-Empfehlung 2. Mai 2001

Diese Version:
http://www.w3.org/TR/2001/REC-xmlschema-0-20010502/
Aktuelle Version:
http://www.w3.org/TR/xmlschema-0/
Vorherige Version:
http://www.w3.org/TR/2001/PR-xmlschema-0-20010330/
Herausgeber:
David C. Fallside , IBM <fallside@us.ibm.com>

Zusammenfassung

“XML Schema Teil 0: Einführung” ist ein nicht-normatives Dokument mit dem Ziel, eine gut lesbare Beschreibung der Möglichkeiten von XML Schema zu bieten und schnell zur Erstellung von Schemata mit der XML Schema Sprache hinzuführen. XML Schema Teil 1: Struktur und XML Schema Teil 2: Datentypen bilden die vollständige normative Beschreibung der XML-Schema-Sprache. Diese Einführung beschreibt die Sprachkonstrukte anhand zahlreicher Beispiele, ergänzt durch etliche Verweise auf die normativen Texte.

Status dieses Dokuments

Dieser Abschnitt beschreibt den Status dieses Dokuments zum Zeitpunkt seines Erscheinens. Andere Dokumente können dieses ersetzen. Der letzte Stand der Dokumentreihe wird vom W3C gepflegt.

Dieses Dokument wurde von Mitgliedern des W3C und anderen Interessierten überprüft und vom Direktor als W3C-Empfehlung bestätigt. Es handelt sich um ein stabiles Dokument, welches als Referenz eingesetzt werden kann. Die Rolle des W3C bei der Erstellung der Empfehlungen liegt darin, die Aufmerksamkeit auf die Spezifikation zu ziehen und ihren weitverbreiteten Einsatz anzuregen. Dies erweitert die Funktionalität und die Interoperabilität des Web.

Dieses Dokument wurde von der W3C XML Schema Arbeitsgruppe im Rahmen der XML Activity des W3C erstellt. Die Ziele der XML-Schema-Sprache werden im Dokument XML Schema-Anforderungen erläutert. Die Autoren dieses Dokuments sind die Mitglieder der XML Schema Arbeitsgruppe. Andere Teile des Dokuments haben andere Herausgeber.

In diese Version des Dokuments wurden einige redaktionelle Änderungen aus früheren Versionen eingearbeitet.

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Die Liste der bekannten Fehler in dieser Spezifikation ist unter http://www.w3.org/2001/05/xmlschema-errata verfügbar.

Nur die englische Version dieses Dokuments ist normativ. Informationen zu Übersetzungen dieses Dokuments sind unter http://www.w3.org/2001/05/xmlschema-translations verfügbar.

Eine Aufstellung aktueller W3C-Empfehlungen und anderer technischer Dokumente ist unter http://www.w3.org/TR/ zu finden.

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
2 Grundlegende Konzepte: Die Buchbestellung
    2.1 Das Schema für Buchbestellungen
    2.2 Definition von komplexen Typen, Elementen und Attributen
        2.2.1 Häufigkeitsbeschränkungen
        2.2.2 Globale Elemente und Attribute
        2.2.3 Namenskonflikte
    2.3 Einfache Typen
        2.3.1 Listentypen
        2.3.2 Vereinigungstypen
    2.4 Definition von anonymen Typen
    2.5 Inhalt von Elementen
        2.5.1 Ableitung komplexer Typen aus einfachen Typen
        2.5.2 Gemischter Inhalt
        2.5.3 Leeres Inhaltsmodell
        2.5.4 anyType
    2.6 Anmerkungen
    2.7 Aufbau von Inhaltsmodellen
    2.8 Attributgruppen
    2.9 Nil-Werte
3 Weiterführende Konzepte I: Namensräume, Schemata und Qualifizierung
    3.1 Ziel-Namensräume und nicht qualifizierte lokale Elemente und Attribute
    3.2 Qualifizierte lokale Elemente und Attribute
    3.3 Globale und lokale Deklarationen
    3.4 Nicht deklarierte Ziel-Namensräume
4 Weiterführende Konzepte II: Die internationale Buchbestellung
    4.1 Ein Schema in mehreren Dokumenten
    4.2 Typ-Ableitung durch Erweiterung
    4.3 Benutzung abgeleiteter Typen in Instanzdokumenten
    4.4 Ableitung komplexer Typen durch Einschränkung
    4.5 Umdefinieren von Typen und Gruppen
    4.6 Ersetzungsgruppen
    4.7 Abstrakte Elemente und Typen
    4.8 Kontrolle über die Erzeugung und Verwendung von abgeleiteten Typen
5 Weiterführende Konzepte III: Die Kundenaufstellung
    5.1 Spezifikation von Eindeutigkeit
    5.2 Deklaration von Schlüsseln und Schlüsselreferenzen
    5.3 XML Schema Beschränkungen versus XML 1.0 ID-Attribute
    5.4 Import von Typen
        5.4.1 Typ-Bibliotheken
    5.5 Any-Element, Any-Attribut
    5.6 schemaLocation
    5.7 Konformität

Anhänge

A Danksagungen
B Einfache Typen und ihre Fassetten
C Verwendung von Entities
D Reguläre Ausdrücke
E Index


1 Einleitung

Dieses Dokument, “XML Schema Teil 0: Einführung”, bietet eine leicht zugängliche Beschreibung der XML Schema Definitionssprache und sollte zusammen mit der formalen Beschreibung der Sprache in Teil 1 und Teil 2 der XML Schema Spezifikation verwendet werden. Die Zielgruppe für dieses Dokument sind unter anderem Anwendungsentwickler, deren Programme Schema-Dokumente lesen und schreiben sollen, und Schema-Autoren, welche die Sprachkonstrukte kennen lernen müssen, insbesondere diejenigen Sprachkonstrukte, die über die Funktionalität von DTDs hinausgehen. Der Text setzt ein grundlegendes Verständnis von XML 1.0 und XML-Namespaces voraus. Jedes Kapitel der Einführung stellt neue Sprachkonstrukte vor und beschreibt diese im Zusammenhang mit anschaulichen Beispielen.

Kapitel 2 deckt die Grundlagen von XML Schema ab. Es erklärt, wie Elemente und Attribute definiert werden, die in XML-Dokumenten auftreten. Es erläutert den Unterschied zwischen einfachen Typen (Simple Types) und komplexen Typen (Complex Types), die Definition komplexer Typen und den Einsatz von einfachen Typen in Element- und Attributwerten, Schema-Annotationen, einen einfachen Mechanismus für die Wiederverwendung von Element- und Attribut-Definitionen und Nil-Werte.

Kapitel 3, das erste Kapitel mit weiterführenden Konzepten, erklärt die Grundlagen der Benutzung von Namensräumen in XML- und Schema-Dokumenten. Dieses Kapitel ist für das Verständnis vieler Themen in den anderen weiterführenden Kapiteln wichtig.

Kapitel 4, das zweite Kapitel mit weiterführenden Konzepten, beschreibt Mechanismen zur Ableitung neuer Typen von bestehenden und erklärt, wie man diese Ableitung kontrolliert. Das Kapitel zeigt außerdem einen Weg, um Fragmente eines Schemas aus mehreren Quellen zusammenzuführen, sowie die Substituierung von Elementen.

Kapitel 5 deckt weitere höhere Sprachkonstrukte ab, unter anderem einen Mechanismus, um Eindeutigkeit von Elementen und Attributen zu spezifizieren, einen Weg, um Typen über Namensräume hinweg zu verwenden sowie einen Mechanismus, um Typen auf Basis von Namensräumen zu erweitern. Außerdem beschreibt Kapitel 5, wie Dokumente auf Konformität geprüft werden.

Zusätzlich zu den eben beschriebenen Kapiteln enthält die Einführung eine Reihe von Anhängen, die detaillierte Referenzinformationen über einfache Typen und eine Sprache für reguläre Ausdrücke enthalten.

Die Einführung ist ein nicht-normatives Dokument, d.h. es bietet aus Sicht des W3C keine definierende Spezifikation der XML-Schema-Sprache. Die Beispiele und anderes erklärendes Material in diesem Dokument werden angeboten, um Ihnen beim Verständnis von XML Schema zu helfen, aber sie bieten nicht immer endgültige Antworten. In diesem Fall müssen Sie die XML Schema Spezifikation konsultieren. Um Ihnen dabei zu helfen, bieten wir etliche Links, die auf die relevanten Teile der Spezifikation verweisen. Genauer gesagt sind XML Schema-Begriffe, die im Text der Einführung erwähnt werden, mit einem Index von Elementnamen und Attributen verlinkt, sowie mit einer zusammenfassenden Tabelle, beide in dieser Einführung. Diese Tabelle und der Index enthalten Verweise auf die relevanten Kapitel von XML Schema Teil 1 und 2.

2 Grundlegende Konzepte: Die Buchbestellung

Der Zweck eines Schemas ist es, eine Klasse von XML-Dokumenten zu definieren. Deshalb wird häufig der Begriff “Instanzdokument” oder kurz “Instanz” verwendet, um ein Dokument zu beschreiben, das einem bestimmten Schema entspricht. In der Tat müssen weder Instanzen noch Schemata als Dokument per se existieren. Sie können genauso gut Datenströme aus Bytes sein, Felder in einem Datenbanksatz oder eine Sammlung von XML-Infoset Informationseinheiten. Um die Einführung einfach zu halten, haben wir uns entschieden, von Instanzen oder Schemata immer so zu sprechen, als seien sie Dokumente.

Beginnen wir mit einem Instanzdokument in einer Datei namens “best.xml”. Es beschreibt eine Buchbestellung, wie sie vom Bestellungs- und Rechnungswesen einer Online-Buchhandlung erstellt werden könnte:

Die Buchbestellung, best.xml
<?xml version="1.0"?>
<Bestellung bestelldatum="2000-05-10">
    <Lieferadresse land="DE">
        <Name>Alice Schmid</Name>
        <Straße>Walnussgasse 42</Straße>
        <Ort>Frankfurt/Main</Ort>
        <PLZ>60000</PLZ>
    </Lieferadresse>
    <Rechnungsadresse land="DE">
        <Name>Robert Schmid</Name>
        <Straße>Haselnussweg 3</Straße>
        <Ort>Frankfurt/Main</Ort>
        <PLZ>61240</PLZ>
    </Rechnungsadresse>
    <Kommentar>Bitte mit Geschenkverpackung!</Kommentar>
    <Waren>
        <Buch ISBN="3776622148">
        <Titel>Vom Glück der Faulheit. Lebensenergie richtig einteilen.</Titel>
        <Anzahl>1</Anzahl>
        <PreisEUR>29.90</PreisEUR>
        <Kommentar>Bitte Liefertermin bis Weihnachten bestätigen.</Kommentar>
        </Buch>
        <Buch ISBN="3551551677">
        <Titel>Harry Potter und der Stein der Weisen</Titel>
        <Anzahl>1</Anzahl>
        <PreisEUR>29.90</PreisEUR>
        <Lieferdatum>2000-01-04</Lieferdatum>
        </Buch>
    </Waren>
</Bestellung>

Die Buchbestellung besteht aus einem Hauptelement, Bestellung, mit den Subelementen Rechnungsadresse, Lieferadresse, Kommentar und Waren. Außer Kommentar enthalten allf diese Subelemente wieder andere Subelemente usw., bis ein Subelement, wie PreisEUR, eine Zahl anstelle von Subelementen enthält. Elemente, die Subelemente enthalten oder Attribute tragen, haben so genannte komplexe Typen (complex types), während Elemente, die nur Zahlen (oder Zeichenketten, ein Datum, usw.) enthalten, einfache Typen (simple types) haben. Einige Elemente tragen Attribute; Attribute haben immer einfache Typen.

Die komplexen Typen im Instanzdokument wie auch einige der einfachen Typen sind im Schema für Buchbestellungen definiert. Die anderen einfachen Typen sind als Teil des Vorrats an vordefinierten Typen von XML Schema definiert.

Bevor wir mit der Inspektion des Schemas für Buchbestellungen fortfahren, schweifen wir kurz ab, um die Assoziation von Instanzdokumenten mit dem Schema anzusprechen. Wie Sie bei der Betrachtung des Instanzdokuments sehen können, wird das Schema für Buchbestellungen nirgends erwähnt. Eine Instanz ist nicht dazu verpflichtet, ein Schema zu referenzieren, und obwohl viele Instanzen dies tun werden, haben wir uns dafür entschieden, dieses Kapitel einfach zu halten und anzunehmen, dass jeder, der das Instanzdokument verarbeitet, das Schema dafür ohne Information aus dem Instanzdokument erhalten kann. In späteren Kapiteln werden wir Mechanismen einführen, um ein Instanzdokument explizit mit einem Schema zu assoziieren.

2.1 Das Schema für Buchbestellungen

Das Schema für Buchbestellungen ist in der Datei best.xsd definiert:

Das Schema für Buchbestellungen, best.xsd
<xsd:schema xmlns:xsd="http://www.w3.org/2001/XMLSchema">
<xsd:annotation>
    <xsd:documentation xml:lang="DE">
        Buchbestellung Schema für Example.com.
        Copyright 2001 Example.com. Alle Rechte vorbehalten.
    </xsd:documentation>
</xsd:annotation>

<xsd:element name="Bestellung" type="BestellungTyp"/>

<xsd:element name="Kommentar" type="xsd:string"/>

<xsd:complexType name="BestellungTyp">
    <xsd:sequence>
        <xsd:element name="Lieferadresse" type="DeAdresse"/>
        <xsd:element name="Rechnungsadresse" type="DeAdresse"/>
        <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
        <xsd:element name="Waren" type="WarenTyp"/>
    </xsd:sequence>
    <xsd:attribute name="bestelldatum" type="xsd:date"/>
</xsd:complexType>

<xsd:complexType name="DeAdresse">
    <xsd:sequence>
    <xsd:element name="Name" type="xsd:string"/>
    <xsd:element name="Straße"  type="xsd:string"/>
    <xsd:element name="Ort" type="xsd:string"/>
    <xsd:element name="PLZ" type="xsd:decimal"/>
    </xsd:sequence>
    <xsd:attribute name="land" type="xsd:NMTOKEN" fixed="DE"/>
</xsd:complexType>

<xsd:complexType name="WarenTyp">
    <xsd:sequence>
    <xsd:element name="Buch" minOccurs="0" maxOccurs="unbounded">
        <xsd:complexType>
            <xsd:sequence>
            <xsd:element name="Titel" type="xsd:string"/>
            <xsd:element name="Anzahl">
                <xsd:simpleType>
                    <xsd:restriction base="xsd:positiveInteger">
                        <xsd:maxExclusive value="100"/>
                    </xsd:restriction>
                </xsd:simpleType>
            </xsd:element>
            <xsd:element name="PreisEUR" type="xsd:decimal"/>
            <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
            <xsd:element name="Lieferdatum" type="xsd:date" minOccurs="0"/>
            </xsd:sequence>
            <xsd:attribute name="ISBN" type="ISBNTyp" use="required"/>  
        </xsd:complexType>
    </xsd:element>
    </xsd:sequence>
</xsd:complexType>

<xsd:simpleType name="ISBNTyp">
    <xsd:restriction base="xsd:string">
    <xsd:pattern value="\d{9}[0-9X]"/>
    <!-- 9 Ziffern gefolgt von einer Prüfziffer im Bereich zwischen 0 und 10
          (10 wird als X dargestellt) -->
    </xsd:restriction>
</xsd:simpleType>

</xsd:schema>

Das Schema für Buchbestellungen besteht aus einem schema-Element und einer Reihe von Subelementen, allen voran element, complexType und simpleType, welche das Erscheinungsbild und den Inhalt von Elementen im Instanzdokument bestimmen.

Jedes Element im Schema hat das Präfix xsd:, welches über die Deklaration xmlns:xsd="http://www.w3.org/2001/XMLSchema" beim schema-Element mit dem XML Schema Namensraum assoziiert ist. Per Konvention wird das Präfix xsd: verwendet, um den XML Schema Namensraum zu bezeichnen, obwohl auch jedes andere Präfix möglich wäre. Dasselbe Präfix, und deshalb dieselbe Assoziation, erscheint auch bei den Namen der vordefinierten einfachen Typen, etwa in xsd:string. Der Zweck der Assoziation ist es, diese Elemente und einfachen Typen dem XML Schema-Vokabular zuzuordnen und nicht dem Vokabular des Schema-Autors. Der Klarheit halber benutzen wir im Text nur die Namen der Elemente und der einfachen Typen und lassen das Präfix weg, wie etwa bei simpleType.

2.2 Definition von komplexen Typen, Elementen und Attributen

In XML Schema gibt es eine grundlegende Unterscheidung zwischen komplexen Typen (complex types), die Elemente enthalten und Attribute tragen dürfen, und einfachen Typen (simple types), bei denen das nicht erlaubt ist. Außerdem gibt es eine wichtige Unterscheidung zwischen Definitionen, die neue Typen (einfach oder komplex) erzeugen, und Deklarationen, die ermöglichen, dass Elemente und Attribute mit speziellen Namen und Typen (einfach oder komplex) in Instanzdokumenten auftreten. In diesem Abschnitt konzentrieren wir uns auf die Definition von komplexen Typen und auf die Deklaration von Elementen und Attributen, die darin auftreten.

Neue komplexe Typen werden mit dem complexType-Element definiert. Solche Definitionen enthalten üblicherweise eine Menge von Element-Deklarationen, Element-Referenzen und Attribut-Deklarationen. Die Deklarationen sind selbst keine Typen, sondern Assoziationen zwischen einem Namen und den Beschränkungen (constraints), welche das Auftreten dieses Namens in Dokumenten regeln, die durch das entsprechende Schema bestimmt werden. Elemente werden mit dem element-Element deklariert und Attribute mit dem attribute-Element. Beispielsweise wird DeAdresse als komplexer Typ definiert und innerhalb der Definition von DeAdresse sieht man fünf Element-Deklarationen und eine Attribut-Deklaration.

Definition des DeAdresse-Typs
<xsd:complexType name="DeAdresse">
    <xsd:sequence>
    <xsd:element name="Name" type="xsd:string"/>
    <xsd:element name="Straße"  type="xsd:string"/>
    <xsd:element name="Ort" type="xsd:string"/>
    <xsd:element name="PLZ" type="xsd:decimal"/>
    </xsd:sequence>
    <xsd:attribute name="land" type="xsd:NMTOKEN" fixed="DE"/>
</xsd:complexType>

Die Folge dieser Definition ist, dass jedes Element, das in einer Instanz mit dem Typ DeAdresse erscheint (im Beispiel in Lieferadresse und Rechnungsadresse), aus fünf Elementen und einem Attribut bestehen muss. Diese Elemente müssen Name, Straße, Ort, und PLZ heißen, wie vom Wert der name-Attribute in der Deklaration festgelegt, und sie müssen in der Reihenfolge erscheinen, in der sie deklariert wurden. Die ersten drei dieser Elemente müssen alle eine Zeichenkette enthalten und das vierte eine Zahl. Das Element mit dem Typ DeAdresse darf ein Attribut namens land haben, das die Zeichenkette DE enthalten muss.

Die Definition von DeAdresse enthält nur Deklarationen mit einfachen Typen: string , decimal und NMTOKEN . Die Definition von BestellungTyp dagegen enthält Deklarationen mit komplexen Typen, zum Beispiel DeAdresse. Beachten Sie jedoch, dass beide Deklarationen dasselbe type-Attribut verwenden, unabhängig davon, ob der Typ einfach oder komplex ist.

Definition von BestellungTyp
<xsd:complexType name="BestellungTyp">
    <xsd:sequence>
        <xsd:element name="Lieferadresse" type="DeAdresse"/>
        <xsd:element name="Rechnungsadresse" type="DeAdresse"/>
        <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
        <xsd:element name="Waren" type="WarenTyp"/>
    </xsd:sequence>
    <xsd:attribute name="bestelldatum" type="xsd:date"/>
</xsd:complexType>

In der Definition von BestellungTyp gibt es zwei verschiedene Element-Deklarationen, Lieferadresse und Rechnungsadresse, die für verschiedene Elemente denselben komplexen Typ (DeAdresse) verwenden. Die Konsequenz dieser Definition ist, dass jedes Element, das in einem Instanzdokument (z.B. best.xml) erscheint und dessen deklarierter Typ BestellungTyp ist, aus Elementen mit den Namen Lieferadresse und Rechnungsadresse bestehen muss, die jeweils die vier Subelemente (Name, Straße, Ort und PLZ) enthalten müssen, die als Teil von DeAdresse deklariert wurden. Die Elemente Lieferadresse und Rechnungsadresse dürfen außerdem ein land-Attribut enthalten, das als Teil von DeAdresse deklariert wurde.

Die Bestellungtyp-Definition enthält eine Deklaration für ein bestelldatum-Attribut, die (wie auch die Deklaration des land-Attributs) einen einfachen Typ bestimmt. In der Tat muss jedes Attribut einen einfachen Typ referenzieren, denn anders als Elemente können Attribute keine anderen Elemente oder Attribute enthalten.

Alle bisher beschriebenen Element-Deklarationen haben einen Namen mit einer bestehenden Typdefinition assoziiert. Manchmal ist es jedoch vorzuziehen, ein bestehendes Element zu verwenden, anstatt ein neues zu deklarieren, zum Beispiel:

<xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0" />

Diese Deklaration referenziert ein bestehendes Element, Kommentar, welches an anderer Stelle im Bestellung-Schema deklariert wurde. Im Allgemeinen muss der Wert des ref-Attributs ein globales Element referenzieren, also eines, das unterhalb von schema deklariert wurde und nicht als Teil der Definition eines komplexen Typs. Die Folge der Deklaration im Beispiel ist, dass in einem Instanzdokument ein Element namens Kommentar auftreten darf, dessen Inhalt konsistent mit seinem Typ sein muss, in diesem Fall mit string.

2.2.1 Häufigkeitsbeschränkungen

Das Kommentar-Element in BestellungTyp ist optional, weil der Wert des minOccurs-Attributs in seiner Deklaration 0 ist. Allgemein muss ein Element erscheinen, wenn der Wert von minOccurs 1 oder größer ist. Die größtmögliche Anzahl, in der ein Element auftreten darf, wird durch den Wert des maxOccurs-Attributs in seiner Deklaration festgelegt. Dieser Wert kann eine positive ganze Zahl sein, wie etwa 41, oder der Begriff unbounded, um anzugeben, dass es keine obere Grenze gibt. Der Vorgabe-Wert für minOccurs und maxOccurs ist 1. Wenn also ein Element wie etwa Kommentar ohne Angabe eines maxOccurs-Attributs deklariert wird, so darf das Element nicht öfter als einmal auftreten. Wird nur für das minOccurs-Attribut ein Wert angegeben, muss darauf geachtet werden, dass er kleiner oder gleich dem Vorgabe-Wert des maxOccurs-Attributs ist, also 0 oder 1. Entsprechend muss, wenn nur ein Wert für das maxOccurs-Attribut angegeben wird, darauf geachtet werden, dass er größer oder gleich dem Vorgabe-Wert für minOccurs ist, also 1 oder größer. Werden beide Attribute weggelassen, muss das Element genau einmal auftreten.

Attribute dürfen einmal oder keinmal auftreten, jedoch nicht in anderen Häufigkeiten, weshalb die Syntax für die Spezifikation von Häufigkeitsbeschränkungen bei Attributen von der Syntax für Elemente abweicht. Insbesondere können Attribute mit einem use-Attribut deklariert werden, um festzulegen, ob ein Attribut vorgeschrieben (Wert required, beispielsweise bei der Deklaration des ISBN-Attributs in best.xsd), optional oder sogar verboten (Wert prohibited) ist.

Vorgabe-Werte für Attribute und Elemente werden mit dem default-Attribut deklariert, auch wenn es für Attribute und Elemente geringfügig verschiedene Konsequenzen hat. Wenn ein Attribut mit einem Vorgabe-Wert deklariert wird, ist sein Wert der im Instanzdokument angegebene Wert. Wenn das Attribut im Instanzdokument nicht erscheint, fügt der Schema-Prozessor als Wert den Wert des default-Attributs ein. Beachten Sie, dass Vorgabe-Werte für Attribute nur dann sinnvoll sind, wenn das Attribut selbst optional ist. Es ist deshalb ein Fehler, einen Vorgabe-Wert zu spezifizieren, wenn das use-Attribut einen anderen Wert als optional hat.

Der Schema-Prozessor behandelt Elemente mit Vorgabe-Wert etwas anders. Wenn ein Element mit Vorgabe-Wert deklariert wird, ist sein Wert der im Instanzdokument als sein Inhalt angegebene Wert. Wenn das Element im Instanzdokument ohne Inhalt auftritt, fügt der Schema-Prozessor den Wert des default-Attributs ein. Tritt das Element jedoch gar nicht auf, fügt der Schema-Prozessor auch nichts ein. Der Unterschied zwischen Vorgabe-Werten für Elemente und für Attribute kann folgendermaßen zusammengefasst werden: Vorgabe-Werte für Attribute werden angewendet, wenn das Attribut fehlt, und Vorgabe-Werte für Elemente, wenn das Element leer ist.

Das Attribut fixed wird in Deklarationen von Elementen und Attributen verwendet, um sicherzustellen, dass das betreffende Element oder Attribut einen bestimmten Wert hat. Beispielsweise enthält best.xsd eine Deklaration für das land-Attribut, welches mit dem festen Vorgabewert fixedDE spezifiziert ist. Diese Deklaration bedeutet, dass das land-Attribut in Instanzdokumenten optional ist (der Vorgabe-Wert von use ist optional), aber wenn es erscheint, muss sein Wert DE sein, und wenn es nicht erscheint, wird es der Schema-Prozessor mit dem Wert DE einfügen. Beachten Sie, dass die Konzepte eines festen Vorgabewerts und eines Vorgabe-Werts sich gegenseitig ausschließen. Deshalb ist es ein Fehler, wenn eine Deklaration ein fixed- und ein default-Attribut enthält.

Die Werte der Attribute, die in Element- und Attribut-Deklarationen verwendet werden, um die Häufigkeit des Auftretens einzuschränken, sind in Tabelle 1 zusammengefasst.

Tabelle 1. Häufigkeitsbeschränkungen für Elemente und Attribute
Elemente (minOccurs, maxOccurs) fixed, default  Attribute use, fixed, default Anmerkungen
(1, 1) -, - required, -, - Element/Attribut muss genau einmal auftreten, der Wert ist beliebig.
(1, 1) 37, - required, 37, - Element/Attribut muss genau einmal auftreten, der Wert muss 37 sein.
(2, unbounded) 37, - nicht anwendbar Element/Attribut muss zweimal oder öfter auftreten, der Wert muss 37 sein; allgemein müssen die Werte von minOccurs und maxOccurs positive ganze Zahlen sein, der Wert von maxOccurs darf auch "unbounded" (unbeschränkt) sein.
(0, 1) -, - optional, -, - Element/Attribut darf höchstens einmal auftreten, der Wert ist beliebig.
(0, 1) 37, - optional, 37, - Element/Attribut darf höchstens einmal auftreten, wenn es auftritt, muss der Wert 37 sein, ansonsten wird 37 angenommen.
(0, 1) -, 37 optional, -, 37 Element/Attribut darf höchstens einmal auftreten, wenn es nicht auftritt, ist der Wert 37, ansonsten der gegebene Wert.
(0, 2) -, 37 nicht anwendbar Element darf höchstens zweimal auftreten, wenn es nicht auftritt, wird nichts eingefügt. Wenn es auftaucht, aber leer ist, ist sein Wert 37, ansonsten der gegebene Wert. Allgemein dürfen die Werte für minOccurs und maxOccurs positive ganze Zahlen sein und der Wert von maxOccurs zusätzlich "unbounded" (unbeschränkt).
(0, 0) -, - prohibited, -, - Element/Attribut darf nicht auftreten.
Beachten Sie, dass weder minOccurs noch maxOccurs noch use in der Deklaration von globalen Attributen oder Elementen auftreten dürfen.

2.2.2 Globale Elemente und Attribute

Globale Elemente und Attribute werden durch Deklarationen erzeugt, die als Kind des schema-Elements erscheinen. Nach ihrer Deklaration können globale Elemente und Attribute, wie bereits beschrieben, in einer oder mehreren Deklarationen über das ref-Attribut referenziert werden. Eine Deklaration, die ein globales Element referenziert, bewirkt, dass das referenzierte Element im Instanzdokument im Kontext der referenzierenden Deklaration auftreten darf. So darf beispielsweise das Kommentar-Element in best.xml auf derselben Ebene wie Lieferadresse, Rechnungsadresse und Waren auftreten, weil die Deklaration, die Kommentar referenziert, in der Definition des komplexen Typs auf derselben Ebene erscheint wie die Deklarationen der anderen drei Elemente.

Die Deklaration eines globalen Elements ermöglicht außerdem, dass das Element im Instanzdokument auf oberster Ebene (Top Level) erscheint. Folglich darf Bestellung, weil es in best.xsd als globales Element deklariert wurde, in best.xml als oberstes Element auftreten. Mit derselben Argumentation darf auch ein Kommentar-Element in einem Instanzdokument wie best.xml auf oberster Ebene stehen.

Es gibt eine Reihe von Einschränkungen bei der Verwendung von globalen Elementen und Attributen. Eine ist, dass globale Deklarationen keine Referenzen enthalten dürfen, sie müssen einfache wie komplexe Typen direkt benennen. Genauer gesagt, globale Deklarationen dürfen das ref-Attribut nicht enthalten, sie müssen das type-Attribut verwenden (oder, wie weiter unten beschrieben, die Definition eines anonymen Typs enthalten). Eine zweite Einschränkung ist, dass die Kardinalität globaler Elemente und Attribute nicht beschränkt werden kann, wohl aber die Kardinalität lokaler Elemente/Attribute, die eine globale Deklaration referenzieren. Mit anderen Worten, globale Deklarationen dürfen die Attribute minOccurs, maxOccurs und use nicht enthalten.

2.2.3 Namenskonflikte

Bislang haben wir beschrieben, wie man neue komplexe Typen definiert (z.B. BestellungTyp), Elemente deklariert (z.B. Bestellung) und Attribute deklariert (z.B. bestelldatum). Diese Aktivitäten schließen normalerweise die Namensgebung ein und so ergibt sich folgende Frage: Was passiert, wenn man zwei Dingen denselben Namen gibt? Die Antwort hängt davon ab, um was für Dinge es sich handelt. Im Allgemeinen ist die Wahrscheinlichkeit, dass es einen Konflikt gibt, umso größer, je ähnlicher die Dinge sind.

Hier einige Beispiele, um darzustellen, wann gleiche Namen problematisch sind. Sind beide Dinge Typen (etwa wenn man einen komplexen Typ mit Namen OrtTyp und einen einfachen Typ mit demselben Namen definiert) gibt es einen Konflikt. Wenn die zwei Dinge ein Typ und ein Element oder Attribut sind (etwa wenn man einen komplexen Typ namens DeAdresse definiert und ein Element namens DeAdresse deklariert) gibt es keinen Konflikt. Wenn die zwei Dinge Elemente innerhalb verschiedener Typen sind (also keine globalen Elemente), etwa wenn man ein Element namens Titel (als Teil des Namens) innerhalb von DeAdresse und ein weiteres Element namens Titel innerhalb von Buch definiert, gibt es keinen Konflikt. (Solche Elemente nennt man manchmal lokale Element-Deklarationen.) Schließlich gibt es noch den Fall, dass beide Dinge Typen sind, von denen man einen selbst definiert hat und der andere ein vordefinierter Typ von XML Schema ist, etwa wenn man einen Typ namens decimal definiert. Hierbei gibt es keinen Konflikt. Dieser scheinbare Widerspruch klärt sich dadurch auf, dass die beiden Typen zu verschiedenen Namensräumen gehören. Auf die Verwendung von Namensräumen in XML Schema werden wir in einem späteren Kapitel eingehen.

2.3 Einfache Typen

Das Buchbestellung-Schema deklariert einige Elemente und Attribute, die einfache Typen haben. Einige dieser einfachen Typen, wie string und decimal , sind in XML Schema vordefiniert, während andere von den vordefinierten Typen abgeleitet sind. So hat zum Beispiel das ISBN-Attribut einen Typ namens ISBNTyp, der von string abgeleitet ist. Sowohl die vordefinierten als auch davon abgeleitete Typen können in allen Element- und Attribut-Deklarationen verwendet werden. Tabelle 2 listet alle in XML Schema vordefinierten einfachen Typen auf, zusammen mit Beispielen für die einzelnen Typen.

Tabelle 2. Vordefinierte einfache Typen in XML Schema
Einfacher Typ (Simple Type) Beispiele (durch Kommata getrennt) Anmerkungen
string Bitte mit Geschenkverpackung!  
normalizedString Bitte mit Geschenkverpackung! siehe (3)
token Bitte mit Geschenkverpackung! siehe (4)
byte -1, 126 siehe (2)
unsignedByte 0, 126 siehe (2) 
base64Binary GpM7  
hexBinary 0FB7  
integer -126789, -1, 0, 1, 126789 siehe (2)
positiveInteger 1, 126789 siehe (2)
negativeInteger -126789, -1 siehe (2)
nonNegativeInteger 0, 1, 126789 siehe (2)
nonPositiveInteger -126789, -1, 0 siehe (2)
int -1, 126789675 siehe (2)
unsignedInt 0, 1267896754 siehe (2)
long -1, 12678967543233 siehe (2)
unsignedLong 0, 12678967543233 siehe (2)
short -1, 12678 siehe (2)
unsignedShort 0, 12678 siehe (2)
decimal -1.23, 0, 123.4, 1000.00 siehe (2)
float -INF, -1E4, -0, 0, 12.78E-2, 12, INF, NaN äquivalent zu single-precision 32-bit floating point, NaN steht für "not a number" (keine Zahl), siehe (2)
double -INF, -1E4, -0, 0, 12.78E-2, 12, INF, NaN äquivalent zu double-precision 64-bit floating point, siehe (2)
boolean true, false,1, 0  
time 13:20:00.000, 13:20:00.000-05:00 siehe (2)
dateTime 1999-05-31T13:20:00.000-05:00 31. Mai 1999 um 13 Uhr 20, Eastern Standard Time (EST ist 5 Stunden hinter UTC (Koordinierte Universalzeit), siehe (2))
duration P1Y2M3DT10H30M12.3S 1 Jahr, 2 Monate, 3 Tage, 10 Stunden, 30 Minuten und 12,3 Sekunden
date 1999-05-31 siehe (2)
gMonth --05-- Mai, siehe (2) und (5)
gYear 1999 1999, siehe (2) (5)
gYearMonth 1999-02 Februar 1999, egal wie viele Tage er hat, siehe (2) und (5)
gDay ---31 Der 31., siehe (2) und (5)
gMonthDay --05-31 Jeder 31ste Mai, siehe (2) und (5)
Name Lieferadresse XML 1.0 Name-Typ
QName best:DeAdresse XML Namespace QName
NCName DeAdresse XML Namespace NCName, d.h. ein QName ohne Präfix und Doppelpunkt
anyURI http://www.example.com/, http://www.example.com/doc.html#ID5  
language en-GB, en-US, fr Gültige Werte für xml:lang sind in XML 1.0 definiert.
ID   XML 1.0 ID Attribut-Typ, siehe (1)
IDREF   XML 1.0 IDREF Attribut-Typ, siehe (1)
IDREFS   XML 1.0 IDREFS Attribut-Typ, siehe (1)
ENTITY   XML 1.0 ENTITY Attribut-Typ, siehe (1)
ENTITIES   XML 1.0 ENTITIES Attribut-Typ, siehe (1)
NOTATION   XML 1.0 NOTATION Attribut-Typ, siehe (1)
NMTOKEN US, Brésil XML 1.0 NMTOKEN Attribut-Typ, siehe (1)
NMTOKENS US UK, Brésil Canada Mexique XML 1.0 NMTOKENS Attribut-Typ, d.h. eine durch Leerraum getrennte Liste von NMTOKEN, siehe (1)
Anmerkungen: (1) Um die Kompatibilität zwischen XML Schema und XML 1.0 DTDs zu bewahren, sollten die einfachen Typen ID, IDREF, IDREFS, ENTITY, ENTITIES, NOTATION, NMTOKEN und NMTOKENS nur für Attribute verwendet werden. (2) Der Wert dieses Typs kann durch mehrere lexikalische Formate repräsentiert werden; so sind beispielsweise sowohl 100 als auch 1.0E2 gültige Gleitkommaformate für “einhundert”. Es gibt jedoch für diesen Wert Regeln, die ein kanonisches lexikalisches Format definieren, siehe XML Schema Teil 2. (3) Die Zeichen für Zeilenvorschub (Newline), Tabulator und Zeilenanfang (Carriage Return) werden im Typ normalizedString vor der Verarbeitung durch einen Schema-konformen Prozessor in Leerzeichen umgewandelt. (4) In normalizedString werden benachbarte Leerzeichen in ein einzelnes Leerzeichen umgewandelt, sowie führende und nachfolgende Leerzeichen entfernt. (5) Das "g"-Präfix kennzeichnet Zeiträume im gregorianischen Kalender.

Neue einfache Typen werden durch Ableitung von bestehenden einfachen Typen (vordefiniert oder abgeleitet) definiert. Insbesondere kann man einen neuen einfachen Typ durch Einschränkung eines bestehenden einfachen Typs ableiten. Mit anderen Worten, die erlaubte Wertemenge des neuen Typs ist eine Untermenge der Wertemenge des bestehenden Typs. Um den neuen einfachen Typ zu definieren und zu benennen, wird das simpleType-Element verwendet. Das restriction-Element wird verwendet, um den bestehenden (Basis-)Typ anzugeben und um die “Fassetten” (facets) zu bestimmen, welche die Wertemenge einschränken. Eine komplette Liste der Fassetten ist in Anhang B zu finden.

Angenommen, wir wollen einen neuen Typ von ganzen Zahlen mit Namen meinInteger erzeugen, dessen Wertebereich zwischen 10000 und 99999 (inklusive) liegt. meinInteger soll auf dem vordefinierten Typ integer basieren, dessen Wertebereich auch ganze Zahlen enthält, die kleiner als 10000 oder größer als 99999 sind. Um meinInteger zu definieren, schränken wir den Wertebereich des Basistyps integer ein, indem wir zwei Fassetten namens minInclusive und maxInclusive anwenden:

Definition von meinInteger, Wertebereich 10000-99999
<xsd:simpleType name="meinInteger">
    <xsd:restriction base="xsd:integer">
        <xsd:min-inclusive value="10000"/>
        <xsd:max-inclusive value="99999"/>
    </xsd:restriction>
</xsd:simpleType>

Das Beispiel greift nur eine einzelne Kombination eines Basistyps mit zwei Fassetten heraus, um meinInteger zu definieren, aber ein Blick in die Liste der vordefinierten einfachen Typen und ihrer Fassetten (Anhang B) zeigt, dass es noch viele andere sinnvolle Kombinationen gibt.

Das Schema für Buchbestellungen enthält ein weiteres, ausführlicheres Beispiel für die Definition eines einfachen Typs. Ein neuer einfacher Typ namens ISBNTyp wird (mittels Einschränkung) vom einfachen Typ string abgeleitet. Außerdem werden die Werte für ISBNTyp über eine Fassette namens pattern (Muster) in Verbindung mit einem regulären Ausdruck “\d{9}[0-9X]”, lies “neun Ziffern gefolgt von einem Zeichen aus dem Bereich 0 bis 9 und X”, eingeschränkt.

Definition des einfachen Typs ISBNTyp
<xsd:simpleType name="ISBNTyp">
    <xsd:restriction base="xsd:string">
    <xsd:pattern value="\d{9}[0-9X]"/>
    </xsd:restriction>
</xsd:simpleType>

Die Sprache für reguläre Ausdrücke wird in Anhang D ausführlicher beschrieben.

Insgesamt definiert XML Schema 15 Fassetten, die in Anhang B aufgeführt sind. Besonders nützlich ist die enumeration-Fassette (Aufzählung): Sie kann benutzt werden, um die Werte fast jeden einfachen Typs (außer boolean) zu beschränken. Die enumeration-Fassette beschränkt einfache Typen auf eine wohldefinierte Menge zugelassener Werte. Man könnte beispielsweise diese Fassette dazu verwenden, einen neuen einfachen Typ Bundesland zu definieren, der von string abgeleitet ist und als Wert den Namen eines deutschen Bundeslandes haben muss:

Verwendung der Enumeration-Fassette
<xsd:simpleType name="Bundesland">
    <xsd:restriction base="xsd:string">
    <xsd:enumeration value="Baden-Württemberg"/>
    <xsd:enumeration value="Bayern"/>
    <xsd:enumeratin value="Berlin"/>
    <!-- usw. -->
    <xsd:enumeration value="Thüringen"/>
    </xsd:restriction>
</xsd:simpleType>

Bundesland wäre in einem Schema eine wesentlich bessere Typ-Wahl für ein Bundesland-Element als string , da Bundesland den Inhalt des Elements auf sinnvolle Werte einschränkt. Zu beachten ist, dass die Werte in einer Aufzählung für einen bestimmten Typ eindeutig sein müssen.

2.3.1 Listentypen

Zusätzlich zu den so genannten atomaren Typen, welche die meisten der in Tabelle 2 aufgeführten Typen ausmachen, kennt XML Schema das Konzept der Listentypen. (Atomare Typen, Listentypen und die im nächsten Abschnitt beschriebenen Vereinigungstypen bilden zusammen die einfachen Typen.) Aus dem Blickwinkel von XML Schema ist der Wert eines atomaren Typs unteilbar. Beispielsweise ist der NMTOKEN-Wert DE unteilbar in dem Sinne, dass kein Teil von DE, wie etwa das Zeichen “D”, alleine eine Bedeutung hat. Im Gegensatz dazu bestehen Listentypen aus einer Folge von atomaren Typen, und folglich sind die Teile der Folge (die “Atome”) selbst bedeutungsvoll. Zum Beispiel ist NMTOKENS ein Listentyp und ein Element dieses Typs wäre eine durch Leerraum getrennte Liste von NMTOKEN-Elementen, wie etwa “DE US GB”. XML Schema hat drei vordefinierte Listentypen, nämlich NMTOKENS , IDREFS und ENTITIES.

Zusätzlich zur Verwendung der vordefinierten Listentypen kann man neue Listentypen durch Ableitung von bestehenden atomaren Typen erzeugen. (Man kann keine Listentypen aus anderen Listentypen erzeugen, genausowenig wie aus komplexen Typen.) Eine Liste von ganzen Zahlen wird zum Beispiel so definiert:

Erzeugung einer Liste von Ausprägungen des Typs meinIntegerListe
<xsd:simpleType name="meinIntegerListe">
    <xsd:list itemType="meinInteger"/>
</xsd:simpleType>

Ein Element in einem Instanzdokument, dessen Inhalt dem Typ meinIntegerListe entspricht, wäre:

<meineIntegers>89073 53229 10000 10178</meineIntegers>

Auf Listentypen können mehrere Fassetten angewendet werden: length, minLength, maxLength und enumeration. Um beispielsweise eine Liste von genau sechs Bundesländern (SechsBundesländer) zu definieren, definieren wir zuerst einen neuen Listentyp namens BundesländerListe aus Bundesland und leiten daraus SechsBundesländer ab, indem wir BundesländerListe auf sechs Einträge beschränken:

Listentyp für sechs Bundesländer
<xsd:simpleType name="BundeslandListe">
    <xsd:list itemType="Bundesland"/>
</xsd:simpleType>

<xsd:simpleType name="SechsBundesländer">
    <xsd:restriction base="BundeslandListe">
    <xsd:length value="6"/>
    </xsd:restriction>
</xsd:simpleType>

Elemente vom Typ SechsBundesländer müssen sechs Einträge haben, von denen jeder einer der (atomaren) Werte des Listentyps Bundesland sein muss, zum Beispiel:

<sechsLänder>Sachsen       Baden-Württemberg   Rheinland-Pfalz
             Brandenburg   Niedersachsen       Hessen</sechsLänder> 

Beachten Sie, dass es möglich ist, einen Listentyp vom vordefinierten Typ string abzuleiten. string darf jedoch Leerraum enthalten und Leerraum trennt die Einträge einer Liste. Man sollte also bei der Benutzung von Listentypen mit dem Basistyp string vorsichtig sein. Wenn man beispielsweise einen Listentyp mit Länge drei und dem Basistyp string definiert, dann ist folgende Liste mit drei Einträgen erlaubt:

Europa Amerika Afrika

Folgende Liste mit drei “Einträgen” dagegen ist nicht erlaubt:

Europa Amerika Nord Amerika

Obwohl “Nord Amerika” außerhalb der Liste als eine Zeichenkette möglich ist, erzeugt der Leerraum innerhalb der Liste effektiv einen vierten Eintrag, weshalb das zweite Beispiel keine gültige Instanz des Typs mit drei Einträgen ist.

2.3.2 Vereinigungstypen

Mit atomaren Typen und Listentypen können Elemente oder Attribute als Wert eine oder mehrere Instanzen eines atomaren Typs haben. Im Gegensatz dazu können Elemente oder Attribute mit Vereinigungstypen (Union) als Wert eine oder mehrere Instanzen eines Typs haben, der selbst aus der Vereinigungsmenge mehrerer atomarer Typen und Listentypen besteht. Zur Verdeutlichung erzeugen wir einen Vereinigungstyp für die Repräsentation von Bundesländern entweder durch den Namen des Landes oder als Menge von Postleitzahlen. Der Vereinigungstyp Land_meinInteger_Union ist aus einem atomaren Typ und einem Listentyp zusammengesetzt:

Vereinigungstyp für Bundesländer
<xsd:simpleType name="Land_meinInteger_Union">
    <xsd:union memberTypes="Bundesland meinInteger"/>
</xsd:simpleType>

Bei der Definition eines Vereinigungstyps ist der Wert des memberTypes-Attributs eine Liste aller Typen, über deren Wertebereich vereinigt wird.

Angenommen, wir haben ein Element namens PLZs vom Typ Land_meinInteger_Union deklariert. Dann sind folgendes gültige Instanzen dieses Elements:

<PLZs>Bayern</PLZs>
<PLZs>65454 21542 44441 11451 80331</PLZs>
<PLZs>Thüringen</PLZs>
<PLZs>Bayern 21542 Thüringen 11451</PLZs>

Auf Vereinigungstypen können zwei Fassetten angewendet werden, pattern und enumeration.

2.4 Definition von anonymen Typen

Schemata können aufgebaut werden, indem man Mengen von benannten Typen definiert, wie etwa Bestellungtyp, und dann Elemente deklariert, die diese Typen mit der type=-Konstruktion referenzieren, wie etwa das Element Bestellung. Dieser Stil der Schema-Erstellung ist direkt, kann aber unhandlich sein, besonders wenn man viele Typen definiert, die nur einmal referenziert werden und nur wenige Beschränkungen enthalten. Für diese Fälle kann der Typ kurz und bündig als anonymer Typ definiert werden, was den zusätzlichen Aufwand für das Benennen und explizite Referenzieren einspart.

Die Definition des Typs WarenTyp in best.xsd enthält zwei Element-Deklarationen, die anonyme Typen verwenden (Buch und Anzahl). Allgemein sind anonyme Typen durch das Fehlen eines type-Attributs in der Deklaration eines Elements oder Attributs gekennzeichnet. An seiner Stelle steht die Deklaration eines nicht benannten (einfachen oder komplexen) Typs:

Zwei Definitionen von anonymen Typen
<xsd:complexType name="WarenTyp">
  <xsd:sequence>
   <xsd:element name="Buch" minOccurs="0" maxOccurs="unbounded">
     <xsd:complexType>
       <xsd:sequence>
       <xsd:element name="Titel" type="xsd:string" />
       <xsd:element name="Anzahl">
         <xsd:simpleType>
           <xsd:restriction base="xsd:positiveInteger">
             <xsd:maxExclusive value="100"/>
           </xsd:restriction>
          </xsd:simpleType>
       </xsd:element>
       <xsd:element name="PreisEUR" type="xsd:decimal"/>
       <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
       <xsd:element name="Lieferdatum" type="xsd:date" minOccurs="0"/>
       </xsd:sequence>
       <xsd:attribute name="ISBN" type="ISBNTyp" use="required"/>   
     </xsd:complexType>
   </xsd:element>
  </xsd:sequence>
</xsd:complexType>

Im Fall des Buch-Elements ist es ein anonymer komplexer Typ mit den Elementen Titel, Anzahl, PreisEUR, Kommentar und Lieferdatum und dem Attribut ISBN. Im Fall des Anzahl-Elements ist es ein anonymer einfacher Typ, der von integer abgeleitet ist und dessen Werte im Bereich zwischen 1 und 99 liegen.

2.5 Inhalt von Elementen

Das Schema für Buchbestellungen enthält viele Beispiele für Elemente, die andere Elemente enthalten (z.B. Waren), Elemente, die Attribute haben und andere Elemente enthalten (z.B. Lieferadresse), und Elemente, die nur einen Wert mit einfachem Typ enthalten (z.B. PreisEUR). Wir haben jedoch weder Elemente gesehen, die Attribute haben, aber einen Wert mit einfachem Typ enthalten, noch Elemente, die andere Elemente gemischt mit Zeichendaten enthalten, noch Elemente, die gar keinen Inhalt haben. In diesem Abschnitt werden wir auf diese Variationen des Inhaltsmodells von Elementen näher eingehen.

2.5.1 Ableitung komplexer Typen aus einfachen Typen

Als Erstes betrachten wir die Deklaration eines Elements, das ein Attribut hat und einen einfachen Wert enthält. In einem Instanzdokument könnte so ein Element folgendermaßen aussehen:

<PreisInternational währung="EUR">422.46</PreisInternational>

Das Schema für Buchbestellungen deklariert ein PreisEUR-Element, das den Ausgangspunkt bildet:

<xsd:element name="PreisEUR" type="xsd:decimal" />

Wie fügen wir diesem Element jetzt Attribute hinzu? Wie bereits erwähnt können einfache Typen keine Attribute haben und decimal ist ein einfacher Typ. Wir müssen also einen komplexen Typ deklarieren, der die Attribut-Deklaration trägt. Außerdem soll der Inhalt den einfachen Typ decimal haben. Aus unserer ursprünglichen Frage wird also: Wie definiert man einen komplexen Typ, der auf dem einfachen Typ decimal aufbaut? Die Antwort ist, einen neuen komplexen Typ vom einfachen Typ decimalabzuleiten:

Ableitung eines komplexen Typs von einem einfachen Typ
<xsd:element name="PreisInternational">
  <xsd:complexType>
    <xsd:simpleContent>
      <xsd:extension base="xsd:decimal">
        <xsd:attribute name="währung" type="xsd:string"/>
      </xsd:extension>
    </xsd:simpleContent>
  </xsd:complexType>
</xsd:element>

Wir verwenden das complexType-Element, um die Definition eines neuen (anonymen) Typs einzuleiten. Um anzugeben, dass das Inhaltsmodell des neuen Typs nur Zeichendaten und keine Elemente enthält, verwenden wir das simpleContent-Element. Und schließlich leiten wir den neuen Typ durch Erweiterung des einfachen Typs decimal ab. Die Erweiterung besteht im Hinzufügen des Attributs währung mit einer normalen Attribut-Deklaration. (Die Ableitung von Typen wird in Kapitel 4 genauer erläutert.) Das auf diese Weise deklarierte PreisInternational-Element sieht in Instanzen so aus, wie im Beispiel am Anfang dieses Abschnitts gezeigt.

2.5.2 Gemischter Inhalt

Der Aufbau des Schemas für Buchbestellungen wird durch Elemente charakterisiert, die Subelemente enthalten, wobei die am tiefsten geschachtelten Subelemente Zeichendaten enthalten. XML Schema erlaubt daneben noch die Erstellung von Schemata, bei denen Zeichendaten auf derselben Ebene wie Subelemente auftreten können und nicht auf die am tiefsten geschachtelten Subelemente beschränkt sind.

Betrachten Sie zur Veranschaulichung folgenden Ausschnitt aus einem Brief an einen Kunden, der einige der Elemente aus dem Bestellungs-Schema verwendet:

Ausschnitt aus einem Brief
<BriefText>
<Anrede>Sehr geehrter Herr <Name>Schmid</Name>,</Anrede>

Ihre Bestellung von <Anzahl>1</Anzahl> <Buchtitel>Herr der Ringe</Buchtitel>
wurde am <Lieferdatum>1999-05-21</Lieferdatum> ausgeliefert. ...
</BriefText>

Beachten Sie, dass Text zwischen Elementen und deren Subelementen erscheint. Genauer gesagt, der Text erscheint zwischen den Elementen Anrede, Anzahl, Buchtitel und Lieferdatum, allesamt Kindelemente von BriefText. Der folgende Teil eines Schemas deklariert BriefText:

Teil des Schemas für Briefe
<xsd:element name="BriefText">
  <xsd:complexType mixed="true">
    <xsd:sequence>
      <xsd:element name="Anrede">
        <xsd:complexType mixed="true">
          <xsd:sequence>
            <xsd:element name="Name" type="xsd:string"/>
          </xsd:sequence>
        </xsd:complexType>
      </xsd:element>
      <xsd:element name="Anzahl"      type="xsd:positiveInteger"/>
      <xsd:element name="Buchtitel"   type="xsd:string"/>
      <xsd:element name="Lieferdatum" type="xsd:date"/>
      <!-- usw. -->
    </xsd:sequence>
  </xsd:complexType>
</xsd:element>

Die Elemente werden mit der element-Konstruktion deklariert und ihre Typen mit der complexType-Konstruktion definiert, genau wie zuvor beschrieben. Um Zeichendaten zwischen den Kindelementen von BriefText zu erlauben, wird lediglich das mixed-Attribut auf true gesetzt.

Beachten Sie, dass sich das mixed-Modell in XML Schema grundlegend vom mixed-Modell in XML 1.0 unterscheidet. Beim gemischten Inhaltsmodell von XML Schema müssen Ordnung und Anzahl der Kindelemente in einer Instanz mit der im Schema spezifizierten Ordnung und Anzahl der Kindelemente übereinstimmen. Im Gegensatz dazu kann beim gemischten Inhaltsmodell von XML 1.0 die Ordnung und Anzahl der Kindelemente in einer Instanz nicht beschränkt werden. Kurz gesagt, mit XML Schema ist die vollständige Validierung von gemischten Inhaltsmodellen möglich, während bei XML 1.0 nur teilweise validiert werden kann.

2.5.3 Leeres Inhaltsmodell

Angenommen, wir wollen, dass das PreisInternational-Element sowohl die Währungseinheit als auch den Preis als Attributwert enthält statt als separate Attribut- und Inhaltswerte. Im Beispiel:

<PreisInternational währung="EUR" wert="423.46"/>

Solch ein Element hat überhaupt keinen Inhalt: Sein Inhaltsmodell ist leer. Um einen Typ mit leerem Inhaltsmodell zu definieren, definieren wir in Wirklichkeit einen Typ, der nur Elemente als Inhalt erlaubt, aber dann keine Elemente definiert; das Inhaltsmodell des Typs ist also leer:

Ein leerer komplexer Typ
<xsd:element name="PreisInternational">
  <xsd:complexType>
    <xsd:complexContent>
      <xsd:restriction base="xsd:anyType">
        <xsd:attribute name="währung" type="xsd:string"/>
        <xsd:attribute name="wert" type="xsd:decimal"/>
      </xsd:restriction>
    </xsd:complexContent>
  </xsd:complexType>
</xsd:element>

In diesem Beispiel definieren wir einen (anonymen) Typ mit komplexem Inhalt (complexContent), also nur mit Elementen. Das Element complexContent signalisiert, dass wir das Inhaltsmodell eines komplexen Typs einschränken oder erweitern wollen, und die Einschränkung (restriction) von anyType deklariert zwei Attribute, aber keinen Element-Inhalt (für mehr Informationen über Einschränkung, siehe Kapitel 4.4). Das so deklarierte Element PreisInternational darf in einer Instanz legitim wie im obigen Beispiel gezeigt auftreten.

Die vorige Syntax für ein Element ohne Inhalt ist relativ ausschweifend; man kann das PreisInternational-Element auch kompakter definieren:

Abgekürzte Schreibweise für einen leeren komplexen Typ
<xsd:element name="PreisInternational">
  <xsd:complexType>
    <xsd:attribute name="währung" type="xsd:string"/>
    <xsd:attribute name="wert" type="xsd:decimal"/>
  </xsd:complexType>
</xsd:element>

Diese kompakte Syntax funktioniert, weil die Definition eines komplexen Typs, die weder ein simpleContent- noch ein complexContent-Element enthält, als Abkürzung für eine Definition, die anyType einschränkt, interpretiert wird.

2.5.4 anyType

Der anyType repräsentiert die Abstraktion des ur-type, dem Basistyp, von dem alle einfachen und komplexen Typen abgeleitet sind. Ein anyType schränkt seinen Inhalt in keiner Weise ein. Er kann wie jeder andere Typ verwendet werden:

<xsd:element name="irgendwas" type="xsd:anyType"/>

Der Inhalt des so deklarierten Elements ist in keiner Weise eingeschränkt, der Wert des Elements könnte also 423.46 sein, aber es könnte genauso gut jede andere Zeichenkette oder sogar eine Mischung aus Zeichen und Elementen sein. Tatsächlich ist anyType der Default-Typ, wenn kein Typ angegeben wird. Also könnte das Beispiel auch folgendermaßen geschrieben werden:

<xsd:element name="irgendwas"/>

An Stellen, wo uneingeschränkter Element-Inhalt benötigt wird, etwa im Fall eines Elements, das Prosa enthält, in die Markup für Internationalisierung eingebettet werden muss, kann die Default-Deklaration oder eine geringfügig eingeschränkte Variante davon durchaus angebracht sein. Der in Abschnitt 5.5 beschriebene Text-Typ ist ein Beispiel für einen Typ, der für so einen Zweck geeignet wäre.

2.6 Anmerkungen

XML Schema kennt drei Elemente, um Schemata mit Anmerkungen zu versehen, die sowohl menschlichen Lesern als auch Anwendungen das Leben leichter machen. Im Schema für Buchbestellungen verwenden wir das documentation-Element für eine kurze Beschreibung des Schemas und für Copyright-Informationen. Für Material, das von Menschen gelesen werden soll, empfehlen wir das Element documentation. Wir schlagen vor, das xml:lang-Attribut damit zu verwenden, um die Sprache, in der der Text verfasst ist, anzugeben. Alternativ dazu kann man mit einem xml:lang-Attribut auf dem schema-Element die Sprache für die gesamte Information im Schema angeben.

Das appInfo-Element, im Schema für Buchbestellungen nicht verwendet, kann angewandt werden, um Informationen für Hilfsprogramme, Stylesheets oder andere Anwendungen unterzubringen. Ein interessantes Beispiel für die Verwendung von appInfo ist ein Schema, das die einfachen Typen in “XML Schema Teil 2: Datentypen” beschreibt. Die Information darüber, welche Fassetten auf welche Typen angewendet werden dürfen, ist in appInfo-Elementen repräsentiert und wurde von einer Anwendung dazu benutzt, den Text für den entsprechenden Abschnitt des “XML Schema Teil 2”-Dokuments automatisch zu erzeugen.

Sowohl documentation als auch appInfo erscheinen als Subelemente von annotation, welches wiederum am Anfang der meisten Schema-Konstrukte erscheinen darf. Zur Verdeutlichung zeigt das folgende Beispiel annotation-Elemente am Anfang einer Element-Deklaration und am Anfang der Definition eines komplexen Typs:

Anmerkungen in Element-Deklarationen und Typdefinitionen
<xsd:element name="PreisInternational">
  <xsd:annotation>
    <xsd:documentation xml:lang="DE">
       Element-Deklaration mit anonymem Typ
    </xsd:documentation>
  </xsd:annotation>
  <xsd:complexType>
    <xsd:annotation>
      <xsd:documentation xml:lang="DE">
        leerer anonymer Typ mit 2 Attributen
      </xsd:documentation>
    </xsd:annotation>
    <xsd:complexContent>
      <xsd:restriction base="xsd:anyType">
        <xsd:attribute name="währung" type="xsd:string"/>
        <xsd:attribute name="wert" type="xsd:decimal"/>
      </xsd:restriction>
    </xsd:complexContent>
  </xsd:complexType>
</xsd:element>

Das annotation-Element darf auch am Anfang anderer Schema-Konstrukte stehen, etwa bei denen, die durch die Elemente schema, simpleType und attribute gekennzeichnet werden.

2.7 Aufbau von Inhaltsmodellen

Die Definitionen der komplexen Typen im Schema für Buchbestellungen deklarieren alle Sequenzen von Elementen, die im Instanzdokument erscheinen müssen. Das Auftreten der einzelnen im so genannten Inhaltsmodell dieser Typen deklarierten Elemente kann optional sein, wie durch den Wert 0 für das Attribut minOccurs angezeigt (z.B. bei Kommentar), oder es kann anderweitig eingeschränkt sein, je nach den Werten von minOccurs und maxOccurs. XML Schema kennt auch Beschränkungen, die sich auf Gruppen von Elementen im Inhaltsmodell beziehen. Diese Beschränkungen spiegeln die in XML 1.0 verfügbaren Beschränkungen wider, XML Schema bietet aber noch einige zusätzliche Beschränkungen. Beachten Sie, dass sich diese Beschränkungen nicht auf Attribute anwenden lassen.

In XML Schema können Gruppen von Elementen definiert und benannt werden, so dass die Elemente benutzt werden können, um das Inhaltsmodell von komplexeren komplexen Typen aufzubauen (so wie in XML 1.0 die Parameter Entities). Neben Elementen in benannten Gruppen können auch unbenannte Gruppen von Elementen definiert werden. Sie können dergestalt beschränkt werden, dass sie in derselben Reihenfolge (Sequenz), in der sie deklariert wurden, auftreten müssen, oder insofern, dass in einer Instanz nur eines der Elemente auftreten darf.

Zur Verdeutlichung führen wir zwei Gruppen in die Definition des BestellungTyp-Typs aus dem Schema für Buchbestellungen ein, so dass Bestellungen entweder verschiedene Liefer- und Rechnungsadressen enthalten können oder eine einzige Adresse, falls Liefer- und Rechnungsadresse gleich sind:

Ineinander geschachtelte Auswahl- und Sequenzgruppen
<xsd:complexType name="BestellungTyp">
  <xsd:sequence>
    <xsd:choice>
      <xsd:group ref="verschiedeneAdr"/>
      <xsd:element name="eineAdresse" type="DeAdresse"/>
    </xsd:choice>
    <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
    <xsd:element name="Waren" type="WarenTyp"/>
  </xsd:sequence>
  <xsd:attribute name="bestelldatum" type="xsd:date"/>
</xsd:complexType>
         
<xsd:group name="verschiedeneAdr">
  <xsd:sequence>
    <xsd:element name="Lieferadresse" type="DeAdresse"/>
    <xsd:element name="Rechnungsadresse" type="DeAdresse"/>
  </xsd:sequence>
</xsd:group>        

Das choice-Element für Auswahlgruppen bewirkt, dass in einer Instanz nur eines seiner Kindelemente auftreten darf. Eines der Kindelemente ist eine innere Gruppe (group), welche die benannte Gruppe verschiedeneAdr mit der Element-Sequenz Lieferadresse, Rechnungsadresse referenziert, und das andere Kindelement ist eineAdresse. In einem Instanzdokument muss das Bestellung-Element also entweder ein Lieferadresse-Element gefolgt von einem Rechnungsadresse-Element enthalten oder ein einzelnes eineAdresse-Element. Auf die Auswahlgruppe (choice) folgen die Deklarationen der Elemente Kommentar und Waren. Sowohl die Auswahlgruppe als auch Element-Deklarationen sind Kindelemente einer Sequenzgruppe (sequence). Der Effekt dieser verschiedenen Gruppen ist, dass auf das bzw. die Adress-Element(e) ein Kommentar-Element folgen kann und ein Waren-Element folgen muss, und zwar in dieser Reihenfolge.

Es gibt noch eine dritte Möglichkeit, die Elemente in einer Gruppe zu beschränken: Alle Elemente in der Gruppe können einmal oder gar nicht auftreten, und zwar in beliebiger Reihenfolge. Die all-Gruppe (eine vereinfachte Version des &-Konnektors von SGML) darf nur auf oberster Ebene eines Inhaltsmodells auftreten. Außerdem dürfen als Kinder dieser Gruppe nur einzelne Elemente auftreten, keine Gruppen, und kein Element im Inhaltsmodell darf mehr als einmal auftreten, d.h. die für minOccurs und maxOccurs gestatteten Werte sind 0 und 1. Um beispielsweise die Kindelemente von Bestellung in beliebiger Reihenfolge auftreten zu lassen, könnte man den BestellungTyp-Typ folgendermaßen definieren:

Eine “All”-Gruppe
<xsd:complexType name="BestellungTyp">
  <xsd:all>
    <xsd:element name="Lieferadresse" type="DeAdresse"/>
    <xsd:element name="Rechnungsadresse" type="DeAdresse"/>
    <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
    <xsd:element name="Waren" type="WarenTyp"/>
  </xsd:all>
  <xsd:attribute name="bestelldatum" type="xsd:date"/>
</xsd:complexType>

Mit dieser Definition ist ein Kommentar-Element innerhalb von Bestellung optional und es darf vor oder nach einem Lieferadresse-, Rechnungsadresse- oder Waren-Element auftreten, jedoch insgesamt nur einmal. Außerdem erlauben die Bedingungen der all-Gruppe es nicht, ein Element wie Kommentar außerhalb der Gruppe zu deklarieren, um zu erreichen, dass es mehr als einmal auftreten darf. XML Schema verlangt, dass eine all-Gruppe als einziges Kind am Anfang eines Inhaltsmodells auftritt. Mit anderen Worten, das Folgende ist nicht erlaubt:

Falsches Beispiel mit “All”-Gruppe
<xsd:complexType name="BestellungTyp">
  <xsd:sequence>
    <xsd:all>
       <xsd:element name="Lieferadresse" type="DeAdresse"/>
       <xsd:element name="Rechnungsadresse" type="DeAdresse"/>
       <xsd:element name="Waren" type="WarenTyp"/>
    </xsd:all>
    <xsd:sequence>
      <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0" maxOccurs="unbounded"/>
    </xsd:sequence>
  </xsd:sequence>
  <xsd:attribute name="bestelldatum" type="xsd:date"/>
</xsd:complexType>

Benannte und unbenannte Gruppen in Inhaltsmodellen (repräsentiert durch group bzw. choice, sequence und all) können die Attribute minOccurs und maxOccurs tragen. Durch geeignete Kombination der verschiedenen von XML Schema angebotenen Gruppen und durch das Setzen von geeigneten Werten für minOccurs und maxOccurs können alle Inhaltsmodelle, die man mit XML 1.0 DTDs ausdrücken kann, repräsentiert werden. Zusätzlich bietet die all-Gruppe noch mehr Ausdrucksmächtigkeit.

2.8 Attributgruppen

Angenommen, wir wollen mehr Informationen zu den Büchern in einer Bestellung hinzufügen, etwa den Autor und die Auflage. Dazu könnte man die Attribut-Deklarationen für Auflage und Autor zur (anonymen) Typdefinition für Buch hinzufügen:

Hinzufügen der Attribute zur eingebetteten Typdefinition
<xsd:element name="Buch" minOccurs="0" maxOccurs="unbounded">
  <xsd:complexType>
    <xsd:sequence>
    <xsd:element name="Titel" type="xsd:string" />
    <xsd:element name="Anzahl">
      <xsd:simpleType>
        <xsd:restriction base="xsd:positiveInteger">
        <xsd:maxExclusive value="100"/>
        </xsd:restriction>
      </xsd:simpleType>
    </xsd:element>
    <xsd:element name="PreisEUR" type="xsd:decimal"/>
    <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
    <xsd:element name="Lieferdatum" type="xsd:date" minOccurs="0"/>
    </xsd:sequence>
    <xsd:attribute name="ISBN" type="ISBNTyp" use="required"/>  
    <!-- neue Attribute -->
    <xsd:attribute name="Autor" type="xsd:string"/>
    <xsd:attribute name="Auflage">
      <xsd:simpleType>
        <xsd:restriction base="xsd:short">
          <xsd:minInclusive value="1"/>
          <xsd:maxInclusive value="50"/>
        </xsd:restriction>
      </xsd:simpleType>
    </xsd:attribute>
  </xsd:complexType>
</xsd:element>

Alternativ dazu kann man auch eine benannte Attributgruppe erzeugen, die alle gewünschten Attribute für das Buch-Element enthält, und diese Gruppe von der Deklaration des Buch-Elements aus mit ihrem Namen referenzieren:

Hinzufügen der Attribute mit einer Attributgruppe
<xsd:element name="Buch" minOccurs="0" maxOccurs="unbounded">
  <xsd:complexType>
    <xsd:sequence>
    <xsd:element name="Titel" type="xsd:string" />
    <xsd:element name="Anzahl">
      <xsd:simpleType>
        <xsd:restriction base="xsd:positiveInteger">
        <xsd:maxExclusive value="100"/>
        </xsd:restriction>
      </xsd:simpleType>
    </xsd:element>
    <xsd:element name="PreisEUR" type="xsd:decimal"/>
    <xsd:element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
    <xsd:element name="Lieferdatum" type="xsd:date" minOccurs="0"/>
    </xsd:sequence>

    <!-- Attributgruppe ersetzt einzelne Definitionen -->
    <xsd:attributeGroup ref="BuchAtts"/>
  </xsd:complexType>
</xsd:element>

<xsd:attributeGroup name="BuchAtts">
    <xsd:attribute name="ISBN" type="ISBNTyp" use="required"/>  
    <xsd:attribute name="Autor" type="xsd:string"/>
    <xsd:attribute name="Auflage">
      <xsd:simpleType>
        <xsd:restriction base="xsd:short">
          <xsd:minInclusive value="1"/>
          <xsd:maxInclusive value="50"/>
        </xsd:restriction>
      </xsd:simpleType>
    </xsd:attribute>
</xsd:attributeGroup>

Durch die Verwendung von Attributgruppen kann die Lesbarkeit eines Schemas verbessert werden und außerdem erleichtert es die Wartung, da eine Attributgruppe nur an einer Stelle definiert und gewartet werden muss, aber in vielen Definitionen und Deklarationen referenziert werden kann. Diese Eigenschaften der Attributgruppe machen sie vergleichbar mit Parameter Entities in XML 1.0. Beachten Sie, dass Attributgruppen andere Attributgruppen enthalten dürfen. Beachten Sie außerdem, dass sowohl Attribut-Deklarationen als auch Referenzen auf Attributgruppen am Ende der Definition eines komplexen Typs stehen müssen.

2.9 Nil-Werte

Das erste Buch in best.xml hat kein Lieferdatum-Element. Im Kontext unseres Szenarios könnte der Autor des Schemas mit dem Fehlen des Elements meinen, dass das Buch noch nicht geliefert wurde. Im Allgemeinen hat die Abwesenheit eines Elements jedoch keine besondere Bedeutung: Es kann heißen, dass die Information unbekannt oder nicht anwendbar ist oder dass das Element aus irgendeinem anderen Grund fehlt. Manchmal ist es wünschenswert, ein noch nicht geliefertes Buch, nicht anwendbare oder unbekannte Informationen explizit mit einem Element zu repräsentieren, nicht nur durch das Fehlen eines Elements. Es kann zum Beispiel wünschenswert sein, einen “NULL”-Wert, der aus einer relationalen Datenbank kommt, durch ein vorhandenes Element zu repräsentieren. Solche Fälle können durch den Nil-Mechanismus von XML Schema abgedeckt werden, der es ermöglicht, dass Elemente mit einem echten Wert oder mit einem Nil-Wert auftreten.

Der Nil-Mechanismus von XML Schema funktioniert über ein besonderes Nil-Signal: Es gibt keinen Wert Nil, der als Inhalt eines Elements verwendet wird, sondern ein Attribut, das angibt, dass der Wert des Elements Nil ist. Zur Verdeutlichung ändern wir die Deklaration des Lieferdatum-Elements, so dass Nil-Werte angegeben werden können:

<xsd:element name="Lieferdatum" type="xsd:date" nillable="true"/>

Um im Instanzdokument explizit anzugeben, dass Lieferdatum den Wert Nil hat, setzen wir das Attribut nil (aus dem XML Schema Namensraum für Instanzen) auf true:

<Lieferdatum xsi:nil="true"></Lieferdatum>

Das Attribut xsi:nil ist als Teil des XML Schema Namensraum für Instanzen, http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance, definiert, also muss es im Instanzdokument mit einem Präfix (wie xsi:), das mit diesem Namensraum assoziiert ist, erscheinen. (Wie auch beim Präfix xsd: wird das Präfix xsi: nur aus Konvention benutzt.) Beachten Sie, dass der Nil-Mechnismus nur für Elementwerte verwendet werden kann und nicht für Attributwerte. Ein Element mit xsi:nil="true" darf keinen Element-Inhalt haben, aber es darf trotzdem noch Attribute tragen.

3 Weiterführende Konzepte I: Namensräume, Schemata und Qualifizierung

Ein Schema kann als eine Sammlung (ein Vokabular) von Typdefinitionen und Deklarationen von Elementen angesehen werden, deren Namen zu einem bestimmten Namensraum gehören, dem Ziel-Namensraum. Ziel-Namensräume erlauben uns zwischen Definitionen und Deklarationen aus verschiedenen Vokabularen zu unterscheiden. Zum Beispiel könnte man mittels der Ziel-Namensräume zwischen dem in der XML Schema Sprachdefinition definierten element und einem in einem hypothetischen Chemie-Wortschatz definierten element unterscheiden. Das erstere gehört zum http://www.w3.org/2001/XMLSchema Ziel-Namensraum, das letztere zu einem anderen.

Um zu überprüfen, ob ein Instanzdokument einem oder mehreren Schemata entspricht (durch einen Vorgang, der Schema-Validierung heißt), müssen wir eine Zuordnung der Definitionen und Deklarationen der Attribute und Elemente zu den im Dokument benutzten Attributen und Elementen finden. Die Ziel-Namensräume spielen bei dieser Zuordnung die Hauptrolle. Im folgenden Abschnitt wird diese Rolle untersucht.

Der Autor des Schemas hat auch verschiedene Möglichkeiten zu beeinflussen, wie die Elemente und Attribute im Instanzdokument dargestellt werden. Genauer gesagt kann der Autor festlegen, wie er die Namensraumangabe für lokal deklarierte Elemente oder Attribute vornimmt. Er kann dies dies explizit mittels Präfix oder implizit durch den voreingestellten Namensraum tun. Diese Entscheidung hat eine Reihe von Auswirkungen auf die Struktur von Schemata und Instanzen, und diese Auswirkungen werden in den folgenden Abschnitten betrachtet.

3.1 Ziel-Namensräume und nicht qualifizierte lokale Elemente und Attribute

In einer neuen Version unseres Schemas für Buchbestellungen, “best1.xsd”, deklarieren wir explizit einen Namensraum und fordern, dass sowohl lokal definierte Elemente als auch lokal definierte Attribute nicht qualifiziert angegeben werden dürfen. Der Ziel-Namensraum von “best1.xsd” ist im Element targetNamespace als http://www.example.com/BEST angegeben.

Die Qualifizierung von lokalen Elementen und Attributen kann global über die beiden Attribute elementFormDefault und attributeFormDefault des Elements schema bestimmt werden oder sie wird für jede einzelne Deklaration über das form-Attribut angegeben. Jedes dieser Attribute kann die Werte qualified oder unqualified annehmen, um festzulegen, ob lokal definierte Elemente oder Attribute qualifiziert werden müssen oder nicht.

In “best1.xsd” bestimmen wir die Qualifizierung von Attributen und Elementen durch das Setzen von sowohl elementFormDefault als auch attributeFormDefault auf unqualified. Eigentlich ist dies unnötig, da das die Standardwerte für diese Attribute sind; es sei hier zur Hervorhebung gegenüber einem späteren Beispiel angegeben.

Das Buchbestellungs-Schema mit Ziel-Namensraum, best1.xsd
<schema xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"
        xmlns:best="http://www.example.com/BEST"
        targetNamespace="http://www.example.com/BEST"
        elementFormDefault="unqualified"
        attributeFormDefault="unqualified">

<element name="Bestellung" type="best:BestellungTyp" />
<element name="Kommentar" type="string"/>

<complexType name="BestellungTyp">
    <sequence>
        <element name="Lieferadresse" type="best:DeAdresse"/>
        <element name="Rechnungsadresse" type="best:DeAdresse"/>
        <element ref="best:Kommentar" minOccurs="0"/>
    <!-- etc. -->
    </sequence>
    <attribute name="bestelldatum" type="date"/>
</complexType>

<complexType name="DeAdresse">
    <sequence>
    <element name="Name" type="string"/>
    <element name="Straße"  type="string"/>
    <element name="Ort" type="string"/>
    <element name="PLZ" type="decimal"/>
    </sequence>
    <attribute name="land" type="NMTOKEN" fixed="DE"/>
</complexType>

<!-- etc. -->

</schema>

Wir untersuchen nun alle Typdefinitionen, um zu sehen, wie der Ziel-Namensraum gefüllt wird. Am Ende des Schemas definieren wir einen Typ namens DeAdresse, der aus den Elementen Name, Straße usw. besteht. Dadurch, dass dieser Typ in diesem Dokument (mit dem targetNamespace   http://www.example.com/BEST) definiert wird, wird er Teil dieses Namensraums. Des Weiteren definieren wir den Typ BestellungTyp mit den Elementen Lieferadresse, Rechnungsadresse und Kommentar. Auch dieser Typ ist Teil des Ziel-Namensraums. Zu beachten ist, dass hier die Referenzen auf den Typ DeAdresse mit dem Präfix best: versehen sind, welches im schema-Tag an http://www.example.com/BEST gebunden ist. Das Gleiche gilt für die Referenz auf Kommentar. Dies ist derselbe Namensraum wie der Ziel-Namensraum dieses Dokuments, also wird ein bearbeitendes Programm wissen, dass es in diesem Dokument nach der Typdefinition von DeAdresse suchen muss. Es ist auch möglich, Typen aus anderen Dokumenten mit anderen Ziel-Namensräumen zu adressieren, womit die Wiederverwendbarkeit von Typdefinitionen möglich wird.

Am Anfang des Schemas “best1.xsd” deklarieren wir die Elemente Bestellung und Kommentar. Auch diese werden in den Ziel-Namensraum eingebunden. Der Typ von Bestellung trägt ein Präfix, und zwar aus dem gleichen Grund, aus dem DeAdresse mit einem Präfix versehen ist. Im Schema ist ein voreingestellter Namensraum angegeben und dadurch werden Elemente und Typen ohne Präfix (wie string oder element) mit diesem Namensraum assoziiert (http://www.w3.org/2001/XMLSchema). Dies ist der Ziel-Namensraum von XML Schema selbst; also wird ein verarbeitendes Programm wissen, dass es die Definition für den Typ string und die Deklaration für das Element element im Schema von XML Schema finden wird.

Jetzt werden wir betrachten, inwiefern der Ziel-Namensraum des Schemas das Instanzdokument beeinflusst:

Die Buchbestellung, best1.xml
<?xml version="1.0"?>
<best:Bestellung xmlns:best="http://www..example.com/BEST"
         bestelldatum="1999-12-10">
    <Lieferadresse land="DE">
        <Name>Alice Schmid</Name>
        <Straße>Walnussgasse 42</Straße>
        <Ort>Frankfurt/Main</Ort>
        <PLZ>60000</PLZ>
    </Lieferadresse>
    <Rechnungsadresse land="DE">
        <Name>Robert Schmid</Name>
        <Straße>Haselnussweg 3</Straße>
        <Ort>Frankfurt/Main</Ort>
        <PLZ>61240</PLZ>
    </Rechnungsadresse>
    <best:Kommentar>Bitte mit Geschenkverpackung!</best:Kommentar>
    <!-- etc. -->
</best:Bestellung>

Dieses Instanzdokument deklariert genau einen Namensraum, http://www.example.com/BEST, und verknüpft ihn mit dem Präfix best:. Dieses Präfix wird für zwei Elemente im Dokument verwendet, und zwar für Bestellung und Kommentar. Der Namensraum ist derselbe wie der in “best1.xsd” angegebene Ziel-Namensraum, also wird ein bearbeitendes Programm dort die Deklarationen für Bestellung und Kommentar suchen und finden. Die Benennung als Ziel-Namensraum drückt aus, dass dieser Namensraum das Ziel für die Elemente Bestellung und Kommentar ist. Die Ziel-Namensräume im Schema bestimmen also die Validierung der korrespondierenden Namensräume im Instanzdokument.

Das Präfix best: ist vor die Elemente Bestellung und Kommentar gesetzt. Darüber hinaus verlangen elementFormDefault und attributeFormDefault, dass alle lokal deklarierten Elemente (wie Lieferadresse, Rechnungsadresse oder Name) kein Präfix haben, ebenso wie die Attribute, die ja alle lokal deklariert sind. Die Elemente Bestellung und Kommentar sind globale Elemente, da sie im Kontext des Schemas deklariert sind und nicht lokal im Kontext eines Typs. Das Element Bestellung zum Beispiel ist im Schema ein Kind des schema-Elements, während die Deklaration von Lieferadresse ein Kind des complexType-Elements ist, das BestellungTyp definiert.

Wenn lokale Elemente und Attribute nicht qualifiziert werden müssen, benötigt der Autor des Instanzdokuments möglicherweise etwas mehr Wissen über das Schema, damit er gültige Dokumente erzeugen kann. Wenn der Autor sicher sein kann, dass nur das Wurzelelement (etwa Bestellung) global deklariert ist, dann muss er nur dieses qualifizieren. Andernfalls könnte der Autor wissen, dass alle Elemente global deklariert sind, dann müssen alle Elemente in der Instanz mit einem Präfix versehen werden. Eventuell nutzt er dann jedoch die Vorteile eines voreingestellten Namensraums (wie in Abschnitt 3.2 beschrieben). Wenn jedoch von keinem dieser Ansätze Gebrauch gemacht worden ist, muss der Autor genau wissen, welche Elemente und Attribute global deklariert sind (und qualifiziert werden müssen) und welche lokal deklariert sind und daher kein Präfix brauchen.

3.2 Qualifizierte lokale Elemente und Attribute

Von Elementen und Attributen kann unabhängig voneinander verlangt sein, dass sie qualifiziert angegeben werden. Wir beginnen mit der Qualifizierung von lokalen Elementen. Um zu spezifizieren, dass alle lokalen Elemente qualifiziert angegeben werden müssen, setzt man den Wert von elementFormDefault auf qualified:

Anpassung von “best1.xsd” für qualifizierte Elemente
<schema xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"
        xmlns:best="http://www.example.com/BEST"
        targetNamespace="http://www.example.com/BEST"
        elementFormDefault="qualified"
        attributeFormDefault="unqualified">

<element name="Bestellung" type="best:BestellungTyp" />
<element name="Kommentar" type="string"/>

<complexType name="BestellungTyp">
    <!-- etc. -->
</complexType>

<!-- etc. -->

</schema>

Und im folgenden konformen Instanzdokument qualifizieren wir die Elemente explizit:

Eine Buchbestellung mit qualifizierten Elementen
<?xml version="1.0"?>
<best:Bestellung xmlns:best="http://www.example.com/BEST"
         bestelldatum="1999-12-10">
    <best:Lieferadresse land="DE">
        <best:Name>Alice Schmid</best:Name>
        <best:Straße>Walnussgasse 42</best:Straße>
        <best:Ort>Frankfurt/Main</best:Ort>
        <best:PLZ>60000</best:PLZ>
    </best:Lieferadresse>
    <best:Rechnungsadresse land="DE">
        <best:Name>Robert Schmid</best:Name>
        <best:Straße>Haselnussweg 3</best:Straße>
        <best:PLZ>61240</best:PLZ>
        <best:Ort>Frankfurt/Main</best:Ort>
    </best:Rechnungsadresse>
    <best:Kommentar>Bitte mit Geschenkverpackung!</best:Kommentar>
    <!-- etc. -->
</best:Bestellung>

Als Alternative bietet sich an, anstatt jedes Element explizit zu qualifizieren, diese Qualifizierung implizit durch einen voreingestellten Namensraum vorzunehmen:

Eine Buchbestellung mit qualifizierten Elementen
<?xml version="1.0"?>
<Bestellung xmlns="http://www.example.com/BEST"
         bestelldatum="1999-12-10">
    <Lieferadresse land="DE">
        <Name>Alice Schmid</Name>
        <Straße>Walnussgasse 42</Straße>
        <Ort>Frankfurt/Main</Ort>
        <PLZ>60000</PLZ>
    </Lieferadresse>
    <Rechnungsadresse land="DE">
        <Name>Robert Schmid</Name>
        <Straße>Haselnussweg 3</Straße>
        <Ort>Frankfurt/Main</Ort>
        <PLZ>61240</PLZ>
    </Rechnungsadresse>
    <Kommentar>Bitte mit Geschenkverpackung!</Kommentar>
    <!-- etc. -->
</Bestellung>

In “best2.xml” gehören alle Elemente zum gleichen Namensraum. Das xmlns-Attribut deklariert einen voreingestellten Namensraum, der damit zu allen Elementen des Dokuments gehört. Dadurch ist es nicht mehr nötig, ein Präfix vor die Elemente zu setzen. Weitere Beispiele für die Verwendung von qualifizierten Elementen sind in Kapitel 5 zu finden; dort fordern die Schemata, dass alle Elemente qualifiziert sind.

Die Qualifizierung von Attributen ist der Qualifizierung von Elementen sehr ähnlich. Wenn das attributeFormDefault-Attribut auf qualified gesetzt oder wenn ein Attribut global deklariert ist, muss es im Instanzdokument mit einem Präfix versehen werden. Ein Beispiel für ein qualifiziertes Attribut ist das Attribut xsi:nil, welches in Abschnitt 2.9 vorgestellt wurde. Anders als Elemente müssen Attribute, die qualifiziert werden müssen, ein Präfix tragen, weil XML-Namespaces keinen voreingestellten Namensraum für Attribute vorsehen. Attribute, die nicht qualifiziert sein müssen, erscheinen im Dokument ohne Präfix, was der Normalfall ist.

Der Qualifizierungsmechanismus, den wir bisher betrachtet haben, kontrolliert alle lokalen Elemente und Attribute innerhalb eines bestimmten Ziel-Namensraums. Es ist aber auch möglich, die Qualifizierung einer einzelnen Deklaration über das Attribut form zu steuern. Um zum Beispiel zu fordern, dass ein lokal deklariertes Attribut publicKey in Dokumenten qualifiziert angegeben wird, deklarieren wir es wie folgt:

Qualifizierung einzelner Attribute erzwingen
<schema xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"
    xmlns:best="http://www.example.com/BEST"
    targetNamespace="http://www.example.com/BEST"
    elementFormDefault="qualified"
    attributeFormDefault="unqualified">
<!-- etc. -->
<element name="Sicherheit">
  <complexType>
    <sequence>
      <!-- Elementdeklarationen -->
    </sequence>
    <attribute name="publicKey" type="base64Binary" form="qualified"/>
  </complexType>
</element>

</schema>

Beachten Sie, dass das Attribut form den Wert von attributeFormDefault nur für das Attribut publicKey überschreibt. Das Attribut form kann auf die gleiche Weise bei Elementen angewendet werden. Das folgende Dokument entspricht dem neuen Schema:

Eine Buchbestellung mit qualifizierten Elementen
<?xml version="1.0"?>
<Bestellung xmlns="http://www.example.com/BEST"
            xmlns:best="http://www.example.com/BEST"
            bestelldatum="1999-12-10">
    <!-- etc. -->
    <Sicherheit best:publicKey="GpM7">
      <!-- etc. -->
    </Sicherheit>
<Bestellung>

3.3 Globale und lokale Deklarationen

Eine weitere Möglichkeit für den Autor eines Schemas bietet sich an, wenn die Namen aller Elemente in einem Namensraum einzigartig sind. Er kann dann alle Elemente global deklarieren, was den gleichen Effekt wie der Gebrauch von ELEMENT in einer DTD hat. Im folgenden Beispiel haben wir das Schema best1.xsd so verändert, dass alle Elemente global deklariert sind. Wir haben in diesem Beispiel die Attribute elementFormDefault und attributeFormDefault weggelassen, um zu betonen, dass ihre Werte irrelevant sind, wenn es nur globale Elemente und Attribute gibt.

Anpassung von “best1.xsd”, die nur globale Elementdeklarationen nutzt
<schema xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"
        xmlns:best="http://www.example.com/BEST"
        targetNamespace="http://www.example.com/BEST">

<element name="Bestellung" type="best:BestellungTyp" />

<element name="Lieferadresse" type="best:DeAdresse"/>
<element name="Rechnungsadresse" type="best:DeAdresse"/>
<element name="Kommentar" type="string"/>

<element name="Name" type="string"/>
<element name="Straße" type="string"/>

<complexType name="BestellungTyp">
    <sequence>
        <element ref="best:Lieferadresse" minOccurs="0"/>
        <element ref="best:Rechnungsadresse" minOccurs="0"/>
        <element ref="best:Kommentar" minOccurs="0"/>
    <!-- etc. -->
    </sequence>
    <attribute name="bestelldatum" type="date"/>
</complexType>

<complexType name="DeAdresse">
    <sequence>
      <element ref="best:Name"/>
      <element ref="best:Straße"/>
      <!-- etc. -->
    </sequence>
    <attribute name="land" type="NMTOKEN" fixed="DE"/>
</complexType>

<!-- etc. -->

</schema>

Diese "globale" Version von “best1.xsd” validiert das Instanzdokument “best2.xml”, welches wie gesagt auch gegen die "qualifizierte" Version von Schema “best1.xsd” gültig ist. Mit anderen Worten, beide Ansätze für das Schema validieren dasselbe mit einem voreingestellten Namensraum versehene Instanzdokument. Somit sind sie in einem Aspekt sehr ähnlich, in einem anderen, wichtigen Sinne sind sie jedoch sehr verschieden. Wenn alle Elemente global deklariert sind, ist es insbesondere nicht möglich, die Vorteile von lokalen Namen zu nutzen. Betrachten wir zum Beispiel ein Schema für Bücher, in dem man sowohl den Titel des Buches als auch Informationen über den Autor spezifizieren will. Verwendet man nur globale Deklarationen, kann man nur ein Element Titel deklarieren. Mit lokalen Deklarationen kann man ein Subelement eines Elements Buch, und im gleichen Schema ein Subelement für Autor anlegen, das auch Titel heißt und den Titel des Autors beinhaltet, also zum Beispiel "Dr." oder "Prof. Dr.".

3.4 Nicht deklarierte Ziel-Namensräume

In Kapitel 2 haben wir die Grundlagen von Schemata anhand eines Schemas erklärt, das keinen Ziel-Namensraum hatte, und anhand eines Instanzdokuments, das keinen Namensraum deklarierte. Es stellt sich die Frage: Was ist in diesen Beispielen der Ziel-Namensraum und wie wird er referenziert?

In dem Schema für Bestellungen, “best.xsd”, haben wir weder einen Ziel-Namensraum noch ein Präfix deklariert, das mit diesem Ziel-Namensraum assoziiert wäre, um die Typen und Elemente, die in diesem Schema definiert sind, zu referenzieren. Die Konsequenz daraus ist, dass alle Elemente dieses Schemas, wie BestellungTyp oder DeAdresse, ohne Qualifizierung des Namensraums benutzt werden müssen. Es gibt dann weder ein explizites Namensraum-Präfix, noch wird der Namensraum implizit angegeben. So wird zum Beispiel das Element Bestellung mit dem Typ BestellungTyp angegeben. Im Gegensatz dazu werden alle XML Schema Elemente, die in “best.xsd” verwendet werden, mit dem Präfix xsd: qualifiziert, das mit dem XML Schema Namensraum verknüpft ist.

In Fällen, in denen ein Schema ohne Ziel-Namensraum erstellt wird, wird dringend empfohlen, alle XML Schema Elemente und Typen explizit mit einem Präfix wie xsd: zu versehen, das mit dem XML Schema Namensraum verknüpft ist (wie in “best.xsd” geschehen). Der Grund für diese Empfehlung ist, dass in XML Schema Elemente und Typen, wenn sie unqualifiziert angegeben sind automatisch dem Namensraum von XML-Schema zugeordnet werden und daher nicht mehr von Referenzen auf selbst definierte Typen zu unterscheiden sind.

Element-Deklarationen aus einem Schema ohne Ziel-Namensraum validieren nicht-qualifizierte Elemente in einem Instanzdokument. Das bedeutet, sie validieren Elemente, für die weder explizit per Präfix noch implizit durch ein xmlns:-Attribut ein Namensraum angegeben ist. Also muss man ein Schema ohne Ziel-Namensraum verwenden, wenn man ein XML 1.0 Dokument validieren will, das keine Namensräume benutzt. Natürlich gibt es noch viele XML 1.0 Dokumente, die keine Namensräume verwenden (weil sie noch aus der Zeit stammen, als es Namensräume in XML noch nicht gab), also wird es viele XML Schemata ohne Ziel-Namensraum geben. Es muss darauf geachtet werden, dem Schema-Prozessor für die Validierung ein Schema-Dokument zu geben, das zum verwendeten Vokabular passt.

4 Weiterführende Konzepte II: Die internationale Buchbestellung

Das Schema für Bestellungen, das wir in Kapitel 2 als Beispiel verwendet haben, bestand aus einer einzigen Datei und die meisten Schema-Konstrukte (Element-Deklarationen oder Typdefinitionen) waren komplett neu geschrieben. Im wirklichen Leben jedoch werden Schema-Autoren ihre Schemata aus schon bestehenden Schemata in unterschiedlichen Dateien zusammensetzen und Typen basierend auf anderen Typen erstellen wollen. In diesem Kapitel untersuchen wir die Mechanismen, die solche Kompositionen ermöglichen.

4.1 Ein Schema in mehreren Dokumenten

Wenn Schemata größer werden, ist es wünschenswert, ihren Inhalt auf mehrere Dateien aufzuteilen. Dadurch werden die Wartung, die Zugriffsregelung und auch die Lesbarkeit des Schemas verbessert. Um dies zu illustrieren, entfernen wir die Konstrukte, die mit Adressen zu tun haben, aus dem Schema “best.xsd” und gliedern sie in eine neue Datei, “adresse.xsd”, aus. Das geänderte Bestellungs-Schema nennen wir “ibest.xsd”.

Das Schema für internationale Buchbestellungen, ibest.xsd
<schema targetNamespace="http://www.example.com/IBEST"
        xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"
        xmlns:ibest="http://www.example.com/IBEST">
        
<annotation>
    <documentation xml:lang="DE">
        Internationales Buchbestellungsschema für Example.com.
        Copyright 2001 Example.com. Alle Rechte vorbehalten.
    </documentation>
</annotation>

<!-- Einbinden der Adress-Konstrukte -->
<include schemaLocation="http://www.example.com/schemas/adresse.xsd"/>

<element name="Bestellung" type="BestellungTyp" />

<element name="Kommentar" type="string"/>

<complexType name="BestellungTyp">
  <sequence>
    <element name="Lieferadresse" type="DeAdresse"/>
    <element name="Rechnungsadresse" type="DeAdresse"/>
    <element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
    <element name="Waren" type="ibest:WarenTyp"/>
  </sequence>
  <attribute name="bestelldatum" type="date"/>
</complexType>

<complexType name="WarenTyp">
  <sequence>
    <element name="Buch" minOccurs="0" maxOccurs="unbounded">
      <complexType>
        <sequence>
          <element name="Titel" type="string" />
          <element name="Anzahl">
            <simpleType>
              <restriction base="positiveInteger">
                <maxExclusive value="100"/>
              </restriction>
            </simpleType>
          </element>
          <element name="PreisEUR" type="decimal"/>
          <element ref="Kommentar" minOccurs="0"/>
          <element name="Lieferdatum" type="date" minOccurs="0"/>
        </sequence>
        <attribute name="ISBN" type="ISBNTyp" use="required"/>    
      </complexType>
     </element>
  </sequence>
</complexType>

<simpleType name="ISBNTyp">
    <restriction base="string">
    <pattern value="\d{9}[0-9X]"/>
    <!-- 9 Ziffern gefolgt von einer Prüfziffer im Bereich zwischen 0 und 10,
          10 wird als X dargestellt -->
    </restriction>
</simpleType>

</schema>

Die Konstrukte für Adressen werden in folgender Datei definiert:

Adressen für das Schema für internationale Buchbestellungen, adresse.xsd
<schema targetNamespace="http://www.example.com/IBEST"
        xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"
        xmlns:ibest="http://www.example.com/IBEST">
        
<annotation>
    <documentation xml:lang="DE">
        Adressen für das internationale Buchbestellungsschema für Example.com.
        Copyright 2001 Example.com. Alle Rechte vorbehalten.
    </documentation>
</annotation>



<complexType name="Adresse">
    <sequence>
    <element name="Name" type="string"/>
    <element name="Straße"  type="string"/>
    <element name="Ort" type="string"/>
    </sequence>
</complexType>

<complexType name="DeAdresse">
    <complexContent>
        <extension base="ibest:Adresse">
            <sequence>
                <element name="PLZ" type="decimal"/>
            </sequence>
        </extension>
    </complexContent>
</complexType>

<complexType name="USAAdresse">
    <complexContent>
        <extension base="ibest:Adresse">
            <sequence>
                <element name="Bundesstaat" type="ibest:USBundesStaat"/>
                <element name="PLZ" type="positiveInteger"/>
            </sequence>
            <attribute name="exportCode" type="positiveInteger" fixed="1"/>
        </extension>
    </complexContent>
</complexType>

<simpleType name="USBundesStaat">
    <restriction base="string">
        <enumeration value="AK"/>
        <enumeration value="AL"/>
        <enumeration value="AR"/>
        <!-- etc. -->
    </restriction>
</simpleType>

</schema>

Die verschiedenen Konstrukte für Buchbestellungen und Adressen sind jetzt auf zwei Dateien verteilt, “ibest.xsd” und “adresse.xsd”. Um diese Konstrukte in das Schema für internationale Buchbestellungen zu integrieren, oder besser gesagt, um sie in diesen Namensraum einzubinden, beinhaltet “ibest.xsd” ein include-Element:

<include schemaLocation="http://www.example.com/schemas/adresse.xsd"/>

Dieses include-Element holt die Deklarationen und Definitionen aus “adresse.xsd” und macht sie im Namensraum für internationale Buchbestellungen verfügbar. Der wichtige Vorbehalt beim Verwenden des include-Elements ist, dass das eingebundene Schema denselben Ziel-Namensraum haben muss wie das einbindende Schema, in diesem Fall http://www.example.com/IBEST. In Abschnitt 4.5 beschreiben wir einen ähnlichen Mechanismus, der es erlaubt, bestimmte Elemente während des Einbindens zu ändern.

In unserem Beispiel gibt es nur ein einbindendes und ein eingebundenes Dokument. In der Praxis ist es möglich, mehrere Dokumente mit mehreren include-Elementen einzubinden, und man kann Dokumente einbinden, die wiederum andere einbinden. Man muss jedoch beachten, dass alle Dokumente einer solchen Kette denselben Ziel-Namensraum haben müssen.

Instanzdokumente, die zu einem Schema konform sind, das über mehrere Dokumente verteilt ist, brauchen nur das “oberste” Dokument und den allgemeinen Namensraum zu adressieren. Es liegt in der Verantwortung des Prozessors, die Definitionen aus den verschiedenen Dokumenten zusammenzusammeln. In unserem oben angeführten Beispiel referenziert das Instanzdokument “ibest.xml” (siehe Abschnitt 4.3) nur den gemeinsamen Ziel-Namensraum http://www.example.com/IBEST und (implizit) das Schema http://www.example.com/schemas/ibest.xsd. Der Prozessor muss die Datei “adresse.xsd” selbst finden.

In Abschnitt 5.4 beschreiben wir, wie Schemata Inhalte aus mehreren Namensräumen validieren können.

4.2 Typ-Ableitung durch Erweiterung

Um unsere Adress-Konstrukte zu erstellen, fangen wir wie gewohnt mit einem komplexen Typ namens Adresse an (siehe “adresse.xsd”). Der Typ Adresse beinhaltet die grundlegenden Elemente einer Adresse: einen Namen, eine Straße und eine Stadt. (Diese Definition wird eventuell nicht für alle Länder funktionieren, aber für dieses Beispiel soll sie genügen.) Von diesem Startpunkt aus leiten wir zwei neue komplexe Typen ab, welche die Elemente des Originals beinhalten und zusätzlich einige Elemente, die für Adressen in Deutschland oder in den USA spezifisch sind. Die hier benutzte Technik, neue komplexe Typen durch Ableitung eines bestehenden Typs zu erstellen, ist die gleiche, wie sie schon in Abschnitt 2.5.1 vorgestellt worden ist, nur dass die Basis hier ein komplexer Typ ist, während es vorher ein einfacher Typ war.

Es werden mittels des complexType-Elements zwei neue Typen definiert, DeAdresse und USAAdresse. Zusätzlich wird durch die Benutzung des Elements complexContent signalisiert, dass auch der Inhalt der Erweiterung komplex ist, also Elemente beinhaltet, und durch den Wert des base-Attributs des extension-Elements wird angezeigt, dass wir den Typ Adresse erweitern.

Wenn ein komplexer Typ durch Erweiterung abgeleitet wird, dann ist sein effektives Inhaltsmodell das des Basistyps, ergänzt durch das Inhaltsmodell, welches in der Ableitung angegeben ist. Darüber hinaus werden die beiden Inhaltsmodelle so behandelt, als seien sie Kindelemente einer Sequenzgruppe. Im Fall von USAAdresse besteht das Inhaltsmodell aus dem Inhaltsmodell von Adresse plus den Deklarationen für Bundesstaat und PLZ sowie für das Attribut exportCode. Eine nicht zusammengesetzte Deklaration von USAAdresse sähe so aus:

<complexType name="USAAdresse">
    <sequence>
        <!-- Inhaltsmodell aus "Adresse" -->
        <element name="Name" type="string"/>
        <element name="Straße"  type="string"/>
        <element name="Ort" type="string"/>
        
        <!-- erweiterte Elementdeklaration -->
        <element name="Bundesstaat" type="ibest:USBundesStaat"/>
        <element name="PLZ" type="positiveInteger"/>
    </sequence>
    
    <!-- angehängte Attributdeklaration -->
    <attribute name="exportCode" type="positiveInteger" fixed="1"/>
</complexType>

4.3 Benutzung abgeleiteter Typen in Instanzdokumenten

In unserem Beispielszenario werden Bestellungen als Reaktion auf Kundenbestellungen generiert, welche Liefer- und Rechnungsadressen in verschiedenen Ländern beinhalten können. Eine internationale Bestellung, “ibest.xml”, zeigt einen solchen Fall, in dem die Rechnungsadresse in Deutschland ist, die Bücher jedoch in die USA geschickt werden sollen. Offensichtlich ist es besser, wenn das Schema für internationale Buchbestellungen nicht jede erdenkliche Möglichkeit an Kombinationen von internationalen Adressen fest verdrahtet anbieten muss. Ein noch größerer Vorteil ist, dass wir sehr leicht weitere komplexe Typen für internationale Adressen von Adresse ableiten können.

XML Schema erlaubt es, die Elemente Lieferadresse und Rechnungsadresse mit dem Typ Adresse zu definieren (siehe “ibest.xsd”), aber in Instanzdokumenten Instanzen von internationalen Adressen anstelle von Adresse zu benutzen. Mit anderen Worten, ein Instanzdokument, dessen Inhalt dem Typ USAAdresse entspricht, ist auch dann gültig, wenn dieser Inhalt an einer Stelle im Dokument erscheint, an der eine Adresse erwartet wird. Damit dies funktioniert und damit genau definiert ist, welcher abgeleitete Typ gemeint ist, muss dieser im Instanzdokument angegeben sein. Der Typ wird durch das Attribut xsi:type angezeigt, das Teil des XML Schema Instanz-Namensraums ist. Im Beispiel “ibest.xml” wird der Gebrauch der abgeleiteten Typen DeAdresse und USAAdresse durch die Werte der Attribute xsi:type angezeigt.

Internationale Buchbestellung, ibest.xml
<?xml version="1.0"?>
<ibest:Bestellung   xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance"
                    xmlns:ibest="http://www.example.com/IBEST"
                    bestelldatum="1999-12-10">
                    
  <Lieferadresse exportCode="1" xsi:type="ibest:USAAdresse">
    <Name>Alice Smith</Name>
    <Straße>42 Walnut Alley</Straße>
    <Ort>Old Town</Ort>
    <Bundesstaat>PA</Bundesstaat>
    <PLZ>95819</PLZ>
  </Lieferadresse>
  <Rechnungsadresse xsi:type="ibest:DeAdresse">
    <Name>Robert Schmid</Name>
    <Straße>Haselnussweg 3</Straße>
    <Ort>Frankfurt/Main</Ort>
    <PLZ>61240</PLZ>
  </Rechnungsadresse>
  <ibest:Kommentar>Bitte mit original deutscher Geschenkverpackung!</ibest:Kommentar>
    
  <Waren>
    <Buch ISBN="3776622148">
      <Titel>Vom Glück der Faulheit. Lebensenergie richtig einteilen.</Titel>
      <Anzahl>1</Anzahl>
      <PreisEUR>29.90</PreisEUR>
    </Buch>
    <!-- etc. -->
  </Waren>
</ibest:Bestellung>

In Abschnitt 4.8 wird erklärt, wie man verhindert, dass abgeleitete Typen auf diese Weise benutzt werden können.

4.4 Ableitung komplexer Typen durch Einschränkung

Zusätzlich zu der Möglichkeit, neue komplexe Typen durch Erweiterung der Inhaltsmodelle abzuleiten, kann man neue Typen auch durch eine Einschränkung des Inhaltsmodells der bestehenden Typen erhalten. Konzeptionell ist die Einschränkung von komplexen Typen das selbe wie die Einschränkung von einfachen Typen, allerdings braucht man bei komplexen Typen eine Typdeklaration und nicht nur eine Angabe des zulässigen Wertebereichs. Ein durch Einschränkung abgeleiteter komplexer Typ ist seinem Basistyp sehr ähnlich, nur dass die Deklaration etwas einschränkender ist als die Deklaration des Basistyps. Die Menge der durch den neuen Typ repräsentierten Werte ist in der Tat eine Untermenge der durch den Basistyp beschriebenen Werte (wie auch im Falle der Einschränkung eines einfachen Typs). Mit anderen Worten: Eine Anwendung, die auf die Werte des Basistyps vorbereitet ist, wäre auch von den Werten des abgeleiteten Typs nicht überrascht.

Als Beispiel wollen wir unsere Definition einer Buchbestellung so ändern, dass in der Liste der Bücher immer mindestens ein Buch enthalten sein muss; das Schema “ibest.xsd” erlaubt es, dass ein WarenTyp-Element ganz ohne Kindelemente auftreten kann. Um den neuen Typ BestätigteWarenTyp zu erstellen, deklarieren wir ihn wie gewohnt, legen fest, dass er vom Typ WarenTyp abgeleitet ist, und geben einen etwas einschränkenderen Wert für das minimale Vorkommen der Buch-Elemente an. Alle Komponenten des Basistyps, die im abgeleiteten Typ enthalten sein sollen, müssen aufgeführt werden:

BestätigteWarenTyp als Ableitung von WarenTyp durch Einschränkung
<complexType name="BestätigteWarenTyp">
  <complexContent>
   <restriction base="ibest:WarenTyp">
    <sequence>
    
    <!-- Das Element "Buch" wird geändert -->
     <element name="Buch" minOccurs="1" maxOccurs="unbounded">
    
    <!-- Der Rest der Deklaration bleibt gleich -->
      <complexType>
        <sequence>
          <element name="Titel" type="string"/>
          <element name="Anzahl">
            <simpleType>
              <restriction base="positiveInteger">
                 <maxExclusive value="100"/>
              </restriction>
            </simpleType>
            </element>
            <element name="PreisEUR" type="decimal"/>
            <element ref="ibest:Kommentar" minOccurs="0"/>
            <element name="Lieferdatum" type="date" minOccurs="0"/>
        </sequence>
        <attribute name="ISBN" type="ibest:ISBNTyp" use="required"/>  
      </complexType>
    </element>
    </sequence>
   </restriction>
  </complexContent>
</complexType>

Anstatt null oder mehr Kindelementen muss es jetzt mindestens ein Kindelement geben. Diese Änderung schränkt die erlaubte Anzahl der Kindelemente weiter ein, indem das Minimum für die Anzahl der vorkommenden Kindelemente von 0 auf 1 angehoben wird. Alle BestätigteWarenTyp-Elemente werden auch als WarenTyp-Elemente akzeptiert.

Um die in XML Schema möglichen Einschränkungen von Typen weiter zu illustrieren, zeigt Tabelle 3 einige Beispiele, wie Element- und Attributdeklarationen in Typdeklarationen eingeschränkt werden dürfen (die Tabelle zeigt die Syntax für Elemente, obwohl die ersten drei Beispiele auch gültige Attribut-Einschränkungen sind).

Tabelle 3: Beispiele für Einschränkungen
Basis Einschränkung Bemerkung
- default="1" Einen Vorgabe-Wert setzen, wo vorher keiner definiert war
- fixed="100" Einen festen Wert setzen, wo vorher keiner definiert war
- type="string" Einen Typ spezifizieren, wo vorher keiner angegeben war
(minOccurs, maxOccurs) (minOccurs, maxOccurs) -
(0, 1) (0, 0) Ausschließen eines optionalen Teils; dies kann auch erreicht werden, indem die Deklaration ausgelassen wird
(0, unbounded) (0, 0) (0, 37) -
(1, 9) (1, 8) (2, 9) (4, 7) (3, 3) -
(1, unbounded) (1, 12) (3, unbounded) (6, 6) -
(1, 1) - Weder minOccurs noch maxOccurs können in diesem Fall eingeschränkt werden.

4.5 Umdefinieren von Typen und Gruppen

In Kapitel 4.1 haben wir beschrieben, wie man Definitionen und Deklarationen aus externen Schema-Dateien mit demselben Ziel-Namensraum einbindet. Der include Mechanismus erlaubt es, extern erzeugte Schemakomponenten so wie sie sind zu verwenden, also ohne Modifikationen. Wir haben eben beschrieben, wie man neue Typen durch Erweiterung und durch Einschränkung ableitet. Der redefine-Mechanismus, den wir hier beschreiben, ermöglicht es, einfache und komplexe Typen, Gruppen und Attributgruppen, die aus externen Schema-Dateien kommen, umzudefinieren. Wie beim include-Mechanismus müssen beim redefine-Mechanismus die externen Komponenten im selben Ziel-Namensraum wie das umdefinierende Schema sein, obwohl auch externe Komponenten aus Schemata, die keinen Namensraum haben, umdefiniert werden können. Im letzteren Fall werden die umdefinierten Komponenten Teil des Namensraums des umdefinierenden Schemas.

Um den redefine-Mechanismus zu veranschaulichen, benutzen wir ihn anstelle von include, um im Schema der internationalen Buchbestellung, ibest.xml, die Definition des komplexen Typs Adresse, der in adresse.xml enthalten ist, zu modifizieren:

Verwendung von redefine in der internationalen Buchbestellung
<schema targetNamespace="http://www.example.com/IBEST"
        xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema">
        xmlns:ibest="http://www.example.com/IBEST">

<!-- Einbinden der Adress-Konstrukte -->
<redefine schemaLocation="http://www.example.com/schemas/adresse.xsd">
    <!-- Umdefinieren von Adresse -->
    <complexType name="Adresse">
      <complexContent>
        <extension base="ibest:Adresse">
          <sequence>
            <element name="Land" type="string"/>
          </sequence>
        </extension>
      </complexContent>
    </complexType>
    
</redefine>

<!-- usw. -->

</schema>

Das redefine-Element verhält sich ganz ähnlich wie das include-Element, indem es alle Deklarationen und Definitionen aus der Datei adresse.xsd einfügt. Die Typdefinition des komplexen Typs Adresse verwendet die bekannte Erweiterungssyntax, um das Land-Element zur Definition von Adresse hinzuzufügen. Beachten Sie jedoch, dass der Basistyp ebenfalls Adresse ist. Außerhalb des redefine-Elements würde so ein Versuch, einen komplexen Typ mit demselben Namen (und im selben Namensraum) wie der Basistyp, von dem er abgeleitet ist, zu definieren, zu einem Fehler führen. In diesem Fall gibt es jedoch keinen Fehler und die erweiterte Definition von Adresse wird zur einzigen Definition von Adresse.

Nachdem Adresse umdefiniert ist, gilt die Erweiterung für alle Schemakomponenten, die Adresse verwenden. Beispielsweise enthält adresse.xsd Definitionen für internationale Adress-Typen, die von Adresse abgeleitet sind. Diese Ableitungen spiegeln den umdefinierten Adresse-Typ wider, wie im folgenden Codefragment gezeigt wird:

Codefragment von ibest.xml mit der umdefinierten Adresse
....
<Lieferadresse exportCode="1" xsi:type="ibest:USAAdresse">
  <Name>Robert Smith</Name>
  <Straße>8 Oak Avenue</Straße>
  <Ort>Old Town</Ort>
  <!-- Land wurde zum Basistyp Adresse von USAAdresse hinzugefügt -->
  <Land>USA</Land>
  <!-- Bundesstaat und PLZ wurden von USAAdresse hinzugefügt -->
  <Bundesstaat>PA</Bundesstaat>
  <PLZ>95819</PLZ>
</Lieferadresse>
...

In unserem Beispiel wurde viel Sorgfalt darauf verwandt sicherzustellen, dass der umdefinierte Adresse-Typ keine Konflikte mit den Typen verursacht, die von der Original-Definition von Adresse abgeleitet wurden. Beachten Sie jedoch, dass es sehr einfach wäre, einen Konflikt zu erzeugen. Wenn die Definitionen der abgeleiteten Typen für internationale Adressen beispielsweise Adresse um ein Land-Element erweitert hätten, dann würde die Redefinition von Adresse ein Element mit demselben Namen zum Inhaltsmodell von Adresse hinzufügen. Es ist unzulässig, in einem Inhaltsmodell zwei Elemente mit demselben Namen (und im selben Ziel-Namensraum), aber unterschiedlichen Typen zu haben, deshalb würde der Versuch, Adresse umzudefinieren, zu einem Fehler führen. Allgemein schützt redefine nicht vor solchen Fehlern und sollte daher mit Vorsicht verwendet werden.

4.6 Ersetzungsgruppen

XML Schema bietet einen Mechanismus, genannt Ersetzungsgruppen, der es erlaubt, Elemente durch andere Elemente zu ersetzen. Genauer gesagt, Elemente können einer speziellen Gruppe von Elementen zugeordnet werden, die für ein bestimmtes benanntes Element, genannt Ursprungs-Element, als ersetzbar gelten. (Beachten Sie, dass das Ursprungs-Element als globales Element deklariert sein muss.) Zur Veranschaulichung deklarieren wir zwei Elemente namens KundenKommentar und LieferKommentar und ordnen sie einer Ersetzungsgruppe mit dem Ursprungs-Element Kommentar zu, so dass KundenKommentar und LieferKommentar überall dort eingesetzt werden können, wo auch Kommentar verwendet werden kann. Elemente in einer Ersetzungsgruppe müssen denselben Typ haben wie das Ursprungs-Element; alternativ können sie einen Typ haben, der vom Typ des Ursprungs-Elements abgeleitet ist. Um die beiden neuen Elemente zu deklarieren und sie für das Kommentar-Element ersetzbar zu machen, verwenden wir die folgende Syntax:

Deklaration von für das Element Kommentar substituierbaren Elementen
<element name="LieferKommentar" type="string"
        substitutionGroup="ibest:Kommentar"/>
<element name="KundenKommentar" type="string"
        substitutionGroup="ibest:Kommentar"/>

Wenn diese Deklarationen zum Schema der internationalen Buchbestellung hinzugefügt werden, können KundenKommentar und LieferKommentar im Instanzdokument für Kommentar substituiert werden, wie folgendes Beispiel zeigt:

Deklaration von für das Element Kommentar substituierbaren Elementen
<Waren>
  <Buch ISBN="3548359698">
    <Titel>Warum Männer nicht zuhören und Frauen schlecht einparken.</Titel>
    <Anzahl>1</Anzahl>
    <PreisEUR>8.95</PreisEUR>
    <ibest:LieferKommentar>Falls möglich mit gold-farbenem Geschenkpapier.</ibest:LieferKommentar>
    <ibest:KundenKommentar>Unbedingt bis Weihnachten liefern!</ibest:KundenKommentar>
    <Lieferdatum>2001-12-05</Lieferdatum>
  </Buch>
</Waren>

Beachten Sie, dass es bei Element-Ersetzungen, deren Typen vom Typ des Ursprungs-Elements abgeleitet sind, im Instanzdokument nicht nötig ist, den abgeleiteten Typ durch ein xsi:type-Konstrukt zu kennzeichnen, wie wir es in Kapitel 4.3 beschrieben haben.

Die Existenz einer Ersetzungsgruppe erfordert weder, dass irgendwelche Elemente aus dieser Klasse benutzt werden, noch schließt sie die Verwendung des Ursprungs-Elements aus. Ersetzungsgruppen schaffen lediglich die Möglichkeit, zu erlauben, dass Elemente untereinander austauschbar benutzt werden.

4.7 Abstrakte Elemente und Typen

XML Schema bietet einen Mechanismus, um die Ersetzung eines bestimmten Elements oder Typs zu erzwingen. Wenn ein Element oder Typ als “abstract” deklariert wird, kann es in einem Instanzdokument nicht benutzt werden. Wenn ein Element abstrakt deklariert ist, muss im Instanzdokument ein Element aus der Ersetzungsgruppe dieses Elements erscheinen. Wenn die zu einem Element korrespondierende Typdefinition abstrakt deklariert ist, müssen alle Instanzen dieses Elements das xsi:type-Attribut verwenden, um einen abgeleiteten Typ anzugeben, der nicht abstrakt ist.

Im Ersetzungsgruppen-Beispiel aus Abschnitt 4.6 wäre es sinnvoll, die Verwendung des Kommentar-Elements ausdrücklich zu verbieten, so dass Instanzen das LieferKommentar- oder das KundenKommentar-Element verwenden müssen. Um das Kommentar-Element abstrakt zu machen, modifizieren wir die ursprüngliche Deklaration im Schema der internationalen Buchbestellung, ibest.xsd, wie folgt:

<element name="Kommentar" type="string" abstract="true"/>

Mit der Definition von Kommentar als abstrakt sind Instanzen von internationalen Buchbestellungen nur gültig, wenn sie anstelle von Kommentar die Elemente KundenKommentar oder LieferKommentar enthalten.

Die Deklaration eines Elements als abstrakt erfordert die Verwendung einer Ersetzungsgruppe. Die Deklaration eines Typs als abstrakt erfordert einfach die Verwendung eines abgeleiteten (und durch das xsi:type-Attribut gekennzeichneten) Typs im Instanzdokument. Betrachten Sie die folgende Schema-Definition:

Schema für Fahrzeuge
<schema xmlsns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema"
        targetNamespace="http://autos.example.com/schema"
        xmlns:ziel="http://autos.example.com/schema">
        
  <complexType name="Fahrzeug" abstract="true"/>
  
  <complexType name="Auto">
    <complexContent>
      <extension base="ziel:Fahrzeug"/>
    </complexContent>
  </complexType>
  
  <complexType name="Flugzeug">
    <complexContent>
      <extension base="ziel:Fahrzeug"/>
    </complexContent>
  </complexType>
  
  <element name="Transportmittel" type="ziel:Fahrzeug"/>
</schema>

Das Transportmittel-Element ist nicht abstrakt, also kann es in Instanzdokumenten auftreten. Weil jedoch seine Typdefinition abstrakt ist, kann es nie in einem Instanzdokument auftreten, ohne dass ein xsi:type-Attribut auf einen abgeleiteten Typ verweist. Das bedeutet, dass Folgendes nicht schema-gültig ist:

<Transportmittel xmlns="http://autos.example.com/schema"/>

Der Typ des Transportmittel-Elements ist nämlich abstrakt. Folgendes jedoch ist schema-gültig:

<Transportmittel xmlns="http://autos.example.com/schema"
        xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance"
        xsi:type="Auto"/>

weil es einen nicht-abstrakten Typ benutzt, der für Fahrzeug substituierbar ist.

4.8 Kontrolle über die Erzeugung und Verwendung von abgeleiteten Typen

Bis jetzt konnten wir neue Typen ableiten und sie in Instanzdokumenten ohne Einschränkungen verwenden. In der Realität werden Schema-Autoren manchmal mehr Kontrolle über Ableitungen von bestimmten Typen und über die Verwendung von abgeleiteten Typen in Instanzen wünschen.

XML Schema bietet einige Mechanismen, um die Ableitung von Typen zu steuern. Einer dieser Mechanismen erlaubt es Schema-Autoren, für einen bestimmten komplexen Typ festzulegen, dass von ihm keine neuen Typen abgeleitet werden dürfen, entweder (a) nicht durch Erweiterung, (b) nicht durch Einschränkung, oder (c) überhaupt nicht. Zur Veranschaulichung nehmen wir an, wir wollten jede Ableitung des Adresse-Typs durch Einschränkung verhindern, weil wir ihn nur als Basis für erweiterte Typen, wie USAAdresse, verwenden möchten. Um solche Ableitungen zu verhindern, ändern wir die ursprüngliche Definition von Adresse geringfügig ab, wie im Folgenden:

Ableitungen von Adresse durch Einschränkung verhindern
<complexType name="Adresse" final="restriction">
    <sequence>
    <element name="Name" type="string"/>
    <element name="Straße"  type="string"/>
    <element name="Ort" type="string"/>
    </sequence>
</complexType>

Der Wert restriction für das final-Attribut verhindert Ableitung durch Einschränkung. Um jede Art von Ableitung oder Ableitung durch Erweiterung zu verhindern, benutzt man die Attributwerte #all bzw. extension. Außerdem gibt es ein optionales finalDefault-Attribut auf dem schema-Element, dessen Wert einer der für das final-Attribut erlaubten Werte sein kann. Mit der Spezifikation eines finalDefault-Attributs kann derselbe Effekt erreicht werden wie mit der Spezifikation eines final-Attributs auf jeder Typdefinition und Element-Deklaration im Schema.

Ein anderer Mechanismus zur Typ-Ableitung steuert, welche Fassetten bei der Ableitung eines neuen einfachen Typs verwendet werden können. Wenn ein einfacher Typ definiert wird, kann das fixed-Attribut auf jede seiner Fassetten angewendet werden, um zu verhindern, dass ein abgeleiteter Typ den Wert dieser fixierten Fassette verändert. Wir können beispielsweise einen einfachen Typ Postleitzahl folgendermaßen definieren:

Verhindern von Änderungen an Fassetten eines einfachen Typs
<simpleType name="Postleitzahl">
  <restriction base="string">
    <length value="7" fixed="true"/>
  </restriction>
</simpleType>

Wenn dieser einfache Typ definiert ist, können wir davon eine neue Postleitzahlen-Sorte ableiten, indem wir eine Fassette anwenden, die in der Basisdefinition nicht fixiert wurde, beispielsweise:

Zulässige Ableitung von Postleitzahl
<simpleType name="UKPostleitzahl">
  <restriction base="ibest:Postleitzahl">
    <pattern value="[A-Z]{2}\d\s\d[A-Z]{2}"/>
  </restriction>
</simpleType>

Wir können jedoch keine neue Postleitzahlen-Sorte ableiten, in der wir eine Fassette, die in der Basisdefinition fixiert wurde, erneut anwenden:

Unzulässige Ableitung von Postleitzahl
<simpleType name="DePostleitzahl">
  <restriction base="ibest:Postleitzahl">
    <pattern value="\d{5}"/>
    <!-- unzulässiger Versuch, eine vom Basistyp 
                    fixierte Fassette anzuwenden -->
    <length value="5" fixed="true"/>
  </restriction>
</simpleType>

Zusätzlich zum Mechanismus zur Steuerung der Ableitung von Typen bietet XML Schema einen Mechanismus, der regelt, welche abgeleiteten Typen und Ersetzungsgruppen in Instanzdokumenten verwendet werden können. In Abschnitt 4.3 haben wir beschrieben, wie die abgeleiteten Typen DeAdresse und USAAdresse durch das Lieferadresse- und das Rechnungsadresse-Element verwendet werden konnten. Diese abgeleiteten Typen können das vom Typ Adresse vorgesehene Inhaltsmodell ersetzen, weil sie vom Typ Adresse abgeleitet sind. Die Ersetzung durch abgeleitete Typen kann jedoch durch Verwendung des block-Attributs in einer Typdefinition gesteuert werden. Wenn wir beispielsweise die Verwendung eines durch Einschränkung abgeleiteten Typs anstelle von Adresse blockieren wollen (vielleicht aus demselben Grund, aus dem wir Adresse mit final="restriction" definiert hatten), können wir die ursprüngliche Definition von Adresse wie folgt verändern:

Verhindern der Ableitung von Adresse durch Einschränkung in der Instanz
<complexType name="Adresse" block="restriction">
  <sequence>
    <element name="Name" type="string"/>
    <element name="Straße"  type="string"/>
    <element name="Ort" type="string"/>
  </sequence>
</complexType>

Der Wert restriction des block-Attributs verhindert, dass durch Einschränkung von Adresse abgeleitete Typen in der Instanz Adresse ersetzen. Dadurch würde jedoch nicht verhindert, dass USAAdresse und DeAdresse anstelle von Adresse verwendet werden können, denn sie wurden durch Erweiterung abgeleitet. Um jede Art von Ableitung oder Ableitung durch Erweiterung zu verhindern, benutzt man die Attributwerte #all bzw. extension. Wie bei final gibt es ein optionales blockDefault-Attribut auf dem schema-Element, dessen Wert einer der für das block-Attribut erlaubten Werte sein kann. Die Spezifikation eines blockDefault-Attributs hat denselben Effekt wie die Spezifikation eines block-Attributs auf jeder Typdefinition und Element-Deklaration im Schema.

5 Weiterführende Konzepte III: Die Kundenaufstellung

Jedes Quartal schickt die Buchhandlung ihren umsatzstärksten Kunden einen Geschenkgutschein. Dafür benötigt sie eine nach Kunden gruppierte Aufstellung, welche Kunden welche Bücher erworben haben. Ein Beispiel dieser Aufstellung, für das vierte Quartal 1999, ist in 4Q99.xml zu sehen.

Beachten Sie, dass wir in diesem Abschnitt im Schema qualifizierte Namen und in den Instanzen — wo möglich — voreingestellte Namensräume verwenden.

Kundenaufstellung, 4Q99.xml
<KundenAufstellung xmlns="http://www.example.com/Aufstellung" 
                    zeitspanne="P3M" ende="1999-12-31">
    <Kundenkonto>
        <Kunde>
            <Name>Müller</Name>
            <Vornamen>Lieschen</Vornamen>
            <Geburtsdatum>1959-04-16</Geburtsdatum>
            <Straße>Mustergasse 29</Straße>
            <Ort>10178 Berlin</Ort>
        </Kunde>
        <Umsatz>
            <Buch ISBN="1234567893" PreisEUR="19.99"/>
            <Buch ISBN="3608935444" PreisEUR="49.99"/>
        </Umsatz>
    </Kundenkonto>
    <Kundenkonto>
        <Kunde>
            <Name>Dietrich</Name>
            <Vornamen>Maria Magdalene</Vornamen>
            <Geburtsdatum>1979-08-03</Geburtsdatum>
            <Straße>Am Bahndamm 5</Straße>
            <Ort>88410 Bad Wurzach </Ort>
        </Kunde>
        <Umsatz>
            <Buch ISBN="535754585X" PreisEUR="7.59"/>
        </Umsatz>
    </Kundenkonto>
    <Sortiment>
        <Buch ISBN="1234567893">
            <Titel>Feine Freunde</Titel>
            <Autor>Donna Leon</Autor>
        </Buch>
        <Buch ISBN="535754585X">
            <Titel>Deutsches Wörterbuch</Titel>
            <Autor>Karl-Dieter Bünting</Autor>
        </Buch>
        <Buch ISBN="3608935444">
            <Titel>Der Herr der Ringe</Titel>
            <Autor>J.R. Tolkien</Autor>
        </Buch>
    </Sortiment>
</KundenAufstellung>

Der Report führt alle Kundenkonten mit Kontaktinformation und dem jeweiligen Umsatz (alle Bücher mit Preis) auf sowie das komplette Sortiment mit einer Aufstellung aller Bücher. Die Zusammenfassung ist klar und eindeutig, weil eine Reihe von Bedingungen erfüllt sein muss. Beispielsweise darf jede Kombination von Name, Vornamen und Geburtsdatum nur einmal auftreten (Eindeutigkeitsbeschränkung). Genauso darf die Beschreibung jedes Buches nur einmal auftreten, obwohl das Buch in mehreren Kundenkonten auftreten kann (Schlüsselbedingung und referenzielle Integrität), wie zum Beispiel die ISBN-Nummer 3608935444. Im Folgenden werden wir erläutern, wie man diese Beschränkungen mit XML Schema spezifizieren kann.

Das Schema für die Kundenaufstellung, aufst.xsd
<schema targetNamespace="http://www.example.com/Aufstellung"
    xmlns:ibest="http://www.example.com/IBEST" 
    xmlns:a="http://www.example.com/Aufstellung"
    xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema" 
    elementFormDefault="qualified">
    <!-- für ISBN -->
    <import namespace="http://www.example.com/IBEST"/>
    <annotation>
        <documentation xml:lang="DE">
    Kundenaufstellung Schema für Example.com.
    Copyright 2000 Example.com. Alle Rechte vorbehalten.
  </documentation>
    </annotation>
    <element name="KundenAufstellung">
      <complexType>
        <sequence>
         <element name="Kundenkonto" type="a:KundenkontoTyp"  maxOccurs="unbounded">
          <keyref name="Schlüssel2" refer="a:ISchlüssel">
            <selector xpath="a:Umsatz/a:Buch"/>
              <field xpath="@ISBN"/>
          </keyref>
         </element>
         <element name="Sortiment" type="a:SortimentTyp"  maxOccurs="unbounded"/>
        </sequence>
        <attribute name="zeitspanne" type="duration"/>
        <attribute name="ende" type="date"/>
      </complexType>
      <unique name="EindBeschr1">
        <selector xpath="a:Kundenkonto/a:Kunde"/>
        <field xpath="a:Name"/>
        <field xpath="a:Vornamen"/>
        <field xpath="a:Geburtsdatum"/>
      </unique>
      <key name="ISchlüssel">
        <selector xpath="a:Sortiment/a:Buch"/>
        <field xpath="@ISBN"/>
      </key>
    </element>
    <complexType name="KundenkontoTyp">
      <sequence>
        <element name="Kunde">
         <complexType>
           <sequence>
              <element name="Name" type="string"/>
              <element name="Vornamen" type="string"/>
              <element name="Geburtsdatum" type="date"/>
              <element name="Straße" type="string"/>
              <element name="Ort" type="string"/>
            </sequence>
         </complexType>
        </element>
        <element name="Umsatz">
        <complexType>
          <sequence>
            <element name="Buch" maxOccurs="unbounded">
              <complexType>
                <complexContent>
                <restriction base="anyType">
                  <attribute name="ISBN" type="ibest:ISBNTyp"/>
                  <attribute name="PreisEUR" type="decimal"/>
                </restriction>
                </complexContent>
              </complexType>
            </element>
          </sequence>
        </complexType>
        </element>
        </sequence>
    </complexType>
    <complexType name="SortimentTyp">
      <sequence>
        <element name="Buch"  maxOccurs="unbounded">
            <complexType>
                <sequence>
                    <element name="Titel" type="string"/>
                    <element name="Autor" type="string"/>
                </sequence>
                <attribute name="ISBN" type="ibest:ISBNTyp"/>
            </complexType>
        </element>
      </sequence>
    </complexType>
</schema>

5.1 Spezifikation von Eindeutigkeit

Mit XML Schema kann man festlegen, dass der Wert eines beliebigen Attributs oder Elements innerhalb eines gewissen Bereichs eindeutig sein muss. Um diese Eindeutigkeit für ein Attribut oder Element zu spezifizieren, verwenden wir das unique-Element, um zuerst eine Menge von Elementen auszuwählen, und dann das field-Element, um das fragliche Attribut oder Element relativ zu den ausgewählten Elementen zu identifizieren; das Element oder Attribut muss dann im Bereich der ausgewählten Elemente eindeutig sein. Angenommen, Kunden werden durch eine eindeutige Nummer identifiziert:

Das xpath-Attribut des selector-Elements enthält einen XPath-Ausdruck, Kunden/Kunde, der eine Liste aller Kunde-Elemente in einer Instanz auswählt. Das xpath-Attribut des field-Elements spezifiziert einen weiteren XPath-Ausdruck, @Kundennummer, der festlegt, dass das Attribut Kundennummer eindeutig sein muss. Der XPath-Ausdruck schränkt den Bereich ein, innerhalb dessen Eindeutigkeit herrschen muss. Die Aufstellung könnte noch ein anderes Kundennummer-Attribut enthalten, sein Wert müsste jedoch nicht eindeutig sein, weil es außerhalb des durch den XPath-Ausdruck definierten Bereichs läge. Beachten Sie, dass für die XPath-Ausdrücke, die für das xpath-Attribut verwendet werden können, nur eine Untermenge der vollen XPath-Sprache, wie sie in XML Path Language 1.0 definiert wird, zur Verfügung steht.

Man kann auch Kombinationen von Feldern als eindeutig definieren, in 4Q99.xml die Kombination aus Name, Vornamen und Geburtsdatum von Kunde. Dazu fügen wir für jeden Wert der Kombination ein field-Element hinzu:

Eindeutigkeitsbeschränkung für zusammengesetzten Wert
<unique name="EindBeschr1">
    <selector xpath="a:Kundenkonto/a:Kunde"/>
    <field xpath="a:Name"/>
    <field xpath="a:Vornamen"/>
    <field xpath="a:Geburtsdatum"/>
</unique>

5.2 Deklaration von Schlüsseln und Schlüsselreferenzen

In der Kundenaufstellung für das 4. Quartal 1999 taucht die Beschreibung jedes Buchs im Sortiment nur einmal auf. Wir könnten diese Beschränkung mit unique erreichen, aber wir wollen zusätzlich noch sicherstellen, dass jedes im Umsatz eines Kunden auftretende Buch-Element auch im Sortiment vorhanden ist. Diese Beschränkung lässt sich mit den Elementen key und keyref ausdrücken. Im Schema für die Kundenaufstellung, aufst.xsd, sieht man, dass die key- und keyref-Konstrukte fast genauso wie das unique-Konstrukt angewendet werden. Das key-Element bezieht sich auf das ISBN-Attribut der Buch-Elemente, die als Kind von Sortiment auftreten. Diese Definition von ISBN als Schlüssel impliziert, dass der Wert eindeutig und von Nil verschieden (das Attribut nillable darf nicht true sein) sein muss. Der mit dem Schlüssel assoziierte Name, ISchlüssel, sorgt dafür, dass der Schlüssel von anderer Stelle aus referenziert werden kann.

Um sicherzustellen, dass die Umsatz/Buch-Elemente entsprechende Sortiment/Buch-Elemente haben, legen wir fest, dass das ISBN-Attribut (<field xpath="@ISBN"/>) dieser Elemente (<selector xpath="a:Umsatz/a:Buch"/>) den Schlüssel ISchlüssel referenziert. Diese Deklaration von ISBN als Schlüsselreferenz (keyref) bedeutet nicht, dass der Wert eindeutig sein muss, sondern nur, dass es einen ISchlüssel mit demselben Wert geben muss.

Wie Sie vielleicht schon geahnt haben, gibt es analog zu unique die Möglichkeit, zusammengesetzte key- und keyref-Werte zu definieren. Mit diesem Mechanismus kann man auch mehr tun als nur die ISBN-Nummern gleich zu machen, nämlich eine Kombination von Werten definieren, die gleich sein müssen. Dabei können auch Werte mit verschiedenen Typen kombiniert werden (string , integer , date usw.), vorausgesetzt, Ordnung und Typ der mit field referenzierten Elemente sind in den Definitionen für key und keyref gleich.

5.3 XML Schema Beschränkungen versus XML 1.0 ID-Attribute

In XML 1.0 gibt es einen Mechanismus, um Eindeutigkeit unter Verwendung des ID-Attributs und der damit assoziierten Attribute IDREF und IDREFS herzustellen. Denselben Mechanismus gibt es auch in XML Schema durch die einfachen Typen ID, IDREF und IDREFS, die für die Deklaration von Attributen im Stil von XML 1.0 verwendet werden können. Die von XML Schema außerdem neu eingeführten Mechanismen sind flexibler und mächtiger. Beispielsweise können die XML Schema Mechanismen auf jedes Element oder Attribut angewendet werden, unabhängig von dessen Typ. Im Gegensatz dazu ist ID selbst eine Art von Attribut und kann deshalb nicht auf Attribute, Elemente oder deren Inhalt angewendet werden. Außerdem kann man mit Schema den Gültigkeitsbereich für eine Eindeutigkeitsbeschränkung angeben, während ein ID-Attribut immer über das gesamte Dokument eindeutig sein muss. Und letztlich erlaubt es XML Schema noch, Schlüssel (key) und Fremdschlüssel (keyref) aus Kombinationen von Elementen und Attributen zu erzeugen, während ID keine solche Möglichkeit bietet.

5.4 Import von Typen

Das Schema für die Kundenaufstellung, aufst.xsd, verwendet einen einfachen Typ, ibest:ISBNTyp, der in einem anderen Schema definiert wird und in einem anderen Ziel-Namensraum ist. Erinnern Sie sich, wir haben include benutzt, damit das Schema in ibest.xsd die Definitionen und Deklarationen aus adresse.xsd verwenden konnte. Hier können wir include nicht verwenden, weil es nur Definitionen und Deklarationen aus einem Schema mit demselben Ziel-Namensraum wie das inkludierende Schema hereinholen kann. Deshalb nennt das include-Element auch keinen Namensraum (auch wenn es eine schemaLocation benötigt). Der Import-Mechanismus, den wir in diesem Abschnitt beschreiben, ist eine wichtige Technik, die es erlaubt, Schemakomponenten aus unterschiedlichen Ziel-Namensräumen zusammen zu verwenden, und die so eine Schema-Validierung von Instanzdokumenten, deren Inhalt aus verschiedenen Namensräumen stammt, ermöglicht.

Um den Typ ISBNTyp zu importieren und im Schema für die Kundenaufstellung zu verwenden, geben wir den Namensraum, in dem ISBNTyp definiert ist, an und assoziieren ihn mit einem Präfix für die Benutzung im Schema für die Kundenaufstellung. Konkret benutzen wir das import-Element, um den Ziel-Namensraum von ISBNTyp, http://www.example.com/intBest, zu definieren und assoziieren diesen Namensraum mittels einer Standard-Namensraumdeklaration mit dem Präfix ibest:. Der einfache Typ ISBNTyp, im Namensraum http://www.example.com/intBest definiert, kann in den Definitionen und Deklarationen im Schema der Kundenaufstellung als ibest:ISBNTyp referenziert werden.

In unserem Beispiel haben wir einen einfachen Typ aus einem externen Namensraum importiert und ihn für die Deklaration von Attributen verwendet. Tatsächlich erlaubt XML Schema den Import von beliebig vielen Schemakomponenten aus beliebig vielen Namensräumen und sie können in Deklarationen und in Definitionen verwendet werden. Beispielsweise könnten wir in aufst.xsd zusätzlich das Kommentar-Element, das in ibest.xsd definiert wird, wiederverwenden, indem wir es in einer Deklaration referenzieren:

<element ref="ibest:Kommentar"/>

Beachten Sie jedoch, dass wir das Lieferadresse-Element aus best.xsd nicht wiederverwenden können, weil nur globale Schemakomponenten importiert werden können und deshalb Folgendes nicht erlaubt ist:

<element ref="ibest:Lieferadresse"/>

In ibest.xsd ist Kommentar als globales Element deklariert, mit anderen Worten, es wird als Kindelement von schema deklariert. Im Gegensatz dazu wird Lieferadresse lokal deklariert, d.h, das Element wird innerhalb der Definition eines komplexen Typs deklariert, genauer gesagt innerhalb des Typs BestellungTyp.

Man kann auch komplexe Typen importieren, und sie können als Basistyp für die Ableitung neuer Typen verwendet werden. Nur benannte komplexe Typen können importiert werden, bei lokalen, anonym definierten Typen ist dies nicht möglich. Angenommen, wir wollen in unserer Aufstellung den Namen eines Verantwortlichen angeben, zusammen mit einer Kontaktinformation. Wir können dafür den (global definierten) Typ DeAdresse aus adresse.xsd wiederverwenden und ihn zu einem neuen Typ, VerantwortlicherType, erweitern, indem wir die neuen Elemente Telefonnr und E-Mail hinzufügen:

Definition von VerantwortlicherType durch Erweiterung von DeAdresse
<complexType name="VerantwortlicherType">
  <complexContent>
    <extension base="ibest:DeAdresse">
      <sequence>
        <element name="Telefonnr" type="string"/>
        <element name="E-Mail" type="string"/>
      </sequence>
    </extension>
  </complexContent>
</complexType>

Mit diesem neuen Typ deklarieren wir ein Element namens Verantwortlicher als Teil der Deklaration des KundenAufstellung-Elements (Deklarationen sind nicht gezeigt) im Schema für die Kundenaufstellung. Dann würde folgendes Instanzdokument dem modifizierten Schema entsprechen:

Dem Aufstellungs-Schema mit dem Typ VerantwortlicherType entsprechendes Instanzdokument
<KundenAufstellung xmlns="http://www.example.com/Aufstellung" 
            zeitspanne="P3M" ende="1999-12-31">
 <!-- Die Teile Kundenkonto und Sortiment sind ausgelassen -->
 
<Verantwortlicher>
  <Name>Lieschen Müller</Name>
  <Straße>Lerchenweg 17</Straße>
  <Ort>Frankfurt/Main</Ort>
  <PLZ>61240</PLZ>
  <Telefonnr>0815 4711</Telefonnr>
  <E-Mail>Lieschen.Mueller@example.com</E-Mail>
</Verantwortlicher>

</KundenAufstellung>

Wenn Schemakomponenten aus verschiedenen Namensräumen importiert werden, muss jeder Namensraum mit einem eigenen import-Element gekennzeichnet werden. Die import-Elemente selbst müssen als die ersten Kind-Elmente des schema-Elements auftreten. Außerdem muss jeder Namensraum über eine normale Namensraum-Deklaration mit einem Präfix assoziiert werden, welches benutzt wird, um Referenzen auf Schemakomponenten aus diesem Namensraum zu qualifizieren. Das import-Element kann ein optionales schemaLocation-Attribut haben, um das Auffinden der mit dem Namensraum assoziierten Ressourcen zu erleichtern. Wir werden das schemaLocation Attribut in einem späteren Abschnitt detailliert besprechen.

5.4.1 Typ-Bibliotheken

Mit der weiteren Verbreitung von XML Schema werden Schema-Autoren einfache und komplexe Typen erzeugen, mit anderen Autoren teilen und als Bausteine für neue Schemata nutzen wollen. XML Schema bietet bereits Typen, die diese Rolle spielen können, beschrieben in Anhang B Einfache Typen und ihre Fassetten sowie in der XML Schema Typbibliothek.

Schema-Autoren werden zweifellos ihre eigenen Typbibliotheken erstellen wollen, etwa mit Typen für die Repräsentation von Währungen, Maßeinheiten, Geschäftsadressen usw. Jede Bibliothek könnte aus einem Schema mit einer oder mehreren Definitionen bestehen, zum Beispiel einem Schema, das einen Währungstyp enthält:

Beispiel eines Währungstyps in einer Typbibliothek
<schema targetNamespace="http://www.example.com/Währung"
        xmlns:c="http://www.example.com/Währung"
        xmlns="http://www.w3.org/2001/XMLSchema">

 <annotation>
  <documentation xml:lang="DE">
   Definition eines Währungstyps auf Basis von ISO 4217
  </documentation> 
 </annotation>

 <complexType name="Währung">
  <simpleContent>
   <extension base="decimal">
    <attribute name="name">
     <simpleType>
      <restriction base="string">
      
        <enumeration value="AED">
         <annotation>
          <documentation xml:lang="DE">
           Vereinigte Arabische Emirate: Dirham (1 Dirham = 100 Fils)
          </documentation>
         </annotation>
        </enumeration>
      
        <enumeration value="AFA">
         <annotation>
          <documentation xml:lang="DE">
           Afghanistan: Afghani (1 Afghani = 100 Puls)
          </documentation>
         </annotation>
        </enumeration>
      
        <enumeration value="ALL">
         <annotation>
          <documentation xml:lang="DE">
           Albanien, Lek (1 Lek = 100 Qindarka)
          </documentation>
         </annotation>
        </enumeration>
      
        <!-- ... und alle anderen Währungen -->

      </restriction>      
     </simpleType>
    </attribute>
   </extension>
  </simpleContent>
 </complexType>

</schema>

Ein Beispiel für ein Element dieses Typs in einer Instanz wäre:

<umrechnenAus name="AFA">199.37</umrechnenAus>

Nachdem der Währungstyp definiert wurde, kann er in anderen Schemata über den beschriebenen import-Mechanismus wiederverwendet werden.

5.5 Any-Element, Any-Attribut

In den vorherigen Abschnitten haben wir einige Mechanismen für die Erweiterung des Inhaltsmodells von komplexen Typen besprochen. So kann beispielsweise ein gemischtes Inhaltsmodell zusätzlich zu Elementen beliebige Zeichendaten enthalten und ein Inhaltsmodell kann Elemente enthalten, deren Typen aus externen Namensräumen importiert sind. Diese Mechanismen bieten jedoch nur eine sehr lose respektive sehr strenge Kontrolle. Das Ziel dieses Abschnitts ist es, einen flexiblen Mechanismus zu beschreiben, mit dem man ein Inhaltsmodell um beliebige Attribute oder Elemente erweitern kann, die zu einem spezifizierten Namensraum gehören.

Zur Verdeutlichung betrachten wir eine Version der Kundenaufstellung, 4Q99html.xml, in die wir eine HTML-Repräsentation der Sortiment-Daten eingebettet haben. Der HTML-Inhalt erscheint als Inhalt des Elements htmlBsp, und beim äußersten HTML-Element (table) wird der voreingestellte Namensraum verändert, so dass alle HTML-Elemente zum HTML-Namensraum http://www.w3.org/1999/xhtml gehören:

Aufstellung mit HTML, 4Q99html.xml
<KundenAufstellung xmlns="http://www.example.com/Aufstellung" 
                    zeitspanne="P3M" ende="1999-12-31">

    <Kundenkonto>
    <!-- Umsatz nach Kunde geordnet, Daten aus 4Q99.xml -->
    </Kundenkonto>
    
    <Sortiment>
    <!-- Bücher aus 4Q99.xml -->
    </Sortiment>
    
    <htmlBsp>
    <table xmlns="http://www.w3.org/1999/xhtml"
              border="0" width="100%">
       <tr>
        <th align="left">Kunde</th>
        <th align="left">Buch</th>
        <th align="left">Preis</th>
      </tr>
    <tr><td>Lieschen Müller</td><td> </td><td> </td></tr>
    <tr><td> </td><td>1234567893</td><td>19.99/</td></tr>
    <tr><td> </td><td>3608935444</td><td>49.99</td></tr>    
    <tr><td>Maria Magdalene</td><td> </td><td> </td></tr>
    <tr><td> </td>535754585X<td></td><td></td>7.59</tr> 
    </table>
    </htmlBsp>
    
</KundenAufstellung>    

Um die Verwendung von HTML im Instanzdokument zu erlauben, modifizieren wir das Schema für die Kundenaufstellung, indem wir ein neues Element htmlBsp deklarieren, dessen Inhalt durch das any-Element definiert wird. Allgemein spezifiziert das any-Element, dass im Inhaltsmodell des Typs jedes wohlgeformte XML zulässig ist. Im Beispiel verlangen wir außerdem, dass das XML zum Namensraum http://www.w3.org/1999/xhtml gehört, mit anderen Worten, es soll HTML sein. Das Beispiel fordert außerdem, dass es mindestens ein Element aus diesem Namensraum geben muss, wie durch die Werte für minOccurs und maxOccurs angegeben:

Modifikation an der Deklaration von Kundenaufstellung, um HTML zu erlauben
<element name="KundenAufstellung">
    <complexType>
    <sequence">
        <element name="Kundenkonto" type="a:KundenkontoTyp" maxOccurs="unbounded">
        <element name="Kundenkonto" type="a:KundenkontoTyp" maxOccurs="unbounded">
        <element name="htmlBsp">
            <complexType>
                <sequence>
                    <any namespace="http://www.w3.org/1999/xhtml"
                        minOccurs="1" maxOccurs="unbounded"
                        processContents="skip"/>
                </sequence>
            </complexType>
        </element>
     </sequence>
    </complexType>
</element>

Die Modifikation erlaubt, dass wohlgeformtes XML aus dem Namensraum http://www.w3.org/1999/xhtml innerhalb des htmlBsp-Elements auftritt. Das Beispiel 4Q99html.xml ist zulässig, denn es enthält ein Element, das (inklusive seiner Kindelemente) wohlgeformt ist, das Element erscheint innerhalb des richtigen Elements (htmlBsp) und das Instanzdokument sichert zu, dass das Element und sein Inhalt zum vorgeschriebenen Namensraum gehören. Das HTML muss jedoch nicht unbedingt gültig sein, denn nichts in 4Q99html.xml alleine kann diese Garantie geben. Wenn so eine Garantie benötigt wird, sollte der Wert des processContents-Attributs auf strict gesetzt werden (dem Vorgabe-Wert). In diesem Fall ist der XML-Prozessor dazu verpflichtet, das mit dem vorgeschriebenen Namensraum assoziierte Schema zu erlangen, und das HTML innerhalb des htmlBsp-Elements zu validieren.

In einem anderen Beispiel definieren wir einen Text-Typ, ähnlich dem Text-Typ, der in XML Schemas einführender Typbibliothek definiert wird (siehe auch Abschnitt 5.4.1) und der für internationalisierten, menschen-lesbaren Text geeignet ist. Der Text-Typ erlaubt eine uneingeschränkte Mischung aus Zeichen-Inhalt und Element-Inhalt aus jedem beliebigen Namensraum, zum Beispiel Ruby-Annotationen, zusammen mit einem optionalen xml:lang-Attribut. Der Wert lax des processContents-Attributs weist einen XML-Prozessor an, das Element zu validieren, falls er dazu in der Lage ist: Er wird dann Elemente und Attribute validieren, für die er Schema-Information erlangen kann, aber für diejenigen, wo dies nicht möglich ist, keine Fehler melden.

Text-Typ
<xsd:complexType name="Text">
    <xsd:complexContent mixed="true">
        <xsd:restriction base="xsd:anyType">
            <xsd:sequence>
                <xsd:any processContents="lax" minOccurs="0" maxOccurs="unbounded"/>
            </xsd:sequence>
            <xsd:attribute ref="xml:lang"/>
        </xsd:restriction>
    </xsd:complexContent>
</xsd:complexType>

Namensräume können verwendet werden, um Element-Inhalt auf verschiedene Weise zu erlauben oder zu verbieten, je nach Wert des namespace-Attributs, wie in Tabelle 4 gezeigt:

Tabelle 4. Namespace-Attribut von any
Wert des namespace-Attributs Erlaubter Element-Inhalt
##any Wohlgeformtes XML aus beliebigem Namensraum (Default)
##local Wohlgeformtes XML, das nicht qualifiziert ist, also nicht als einem Namensraum zugehörig deklariert ist
##other Wohlgeformtes XML, das nicht aus dem Ziel-Namensraum des gerade definierten Typs stammt
"http://www.w3.org/1999/xhtml ##targetNamespace" Wohlgeformtes XML, das zu irgendeinem Namensraum aus der (durch Leerraum separierten) Liste gehört; ##targetNamespace ist eine Kurzform für den Ziel-Namensraum des gerade definierten Typs

Zusätzlich zum any-Element, welches Element-Inhalt nach Namensraum ermöglicht, gibt es ein korrespondierendes anyAttribute-Element, das Attribute in Elementen ermöglicht. Beispielsweise können wir beliebige HTML-Attribute als Teil von htmlBsp erlauben, indem wir anyAttribute zu seiner Deklaration hinzufügen:

Modifikation an der Deklaration von htmlBsp, um HTML Attribute zu erlauben
<element name="htmlBsp">
    <complexType>
        <sequence>
        <any namespace="http://www.w3.org/1999/xhtml"
            minOccurs="1" maxOccurs="unbounded"
            processContents="skip"/>
        </sequence>
        <anyAttribute namespace="http://www.w3.org/1999/xhtml"/>
    </complexType>
</element>

Diese Deklaration erlaubt das Erscheinen eines HTML Attributs, etwa href, im Element htmlBsp, zum Beispiel:

Ein HTML-Attribut im htmlBsp-Element
....
<htmlBsp xmlns:h="http://www.w3.org/1999/xhtml"
                h:href="http://www.example.com/Aufstellungen/4Q99.html">
    <!-- weiteres HTML-Markup -->
</htmlBsp>
....

Das namespace-Attribut des anyAttribute-Elements kann auf jeden der in Tabelle 4 für das any-Element angegebenen Werte gesetzt werden, und auch anyAttribute kann mit einem processContents-Attribut spezifiziert werden. Im Gegensatz zum any-Element kann anyAttribute jedoch die Anzahl der Attribute, die in einem Element erscheinen können, nicht beschränken.

5.6 schemaLocation

XML Schema benutzt die Attribute schemaLocation und xsi:schemaLocation in drei Fällen.

1. In einem Instanzdokument bietet das Attribut schemaLocation Hinweise des Autors an einen Schema-Prozessor hinsichtlich der Lokation des Schema-Dokuments. Der Autor garantiert, dass diese Schema-Dokumente für eine Gültigkeitsprüfung des Dokumentinhalts auf Basis von Namensräumen relevant sind. Zum Beispiel können wir einem Prozessor, der die Kundenaufstellung verarbeitet, einen Hinweis auf die Lokation des Schemas für die Kundenaufstellung geben:

Verwendung von schemaLocation in der Kundenaufstellung, 4Q99html.xml
<KundenAufstellung xmlns="http://www.example.com/Aufstellung"
        xmlns:xsi="http://www.w3.org/2001/XMLSchema-instance"
        xsi:schemaLocation="http://www.example.com/Aufstellung
        http://www.example.com/aufst.xsd"
        zeitspanne="P3M" ende="1999-12-31">
        
        <!-- usw. -->
        
</KundenAufstellung>

Das schemaLocation-Attribut enthält Wertepaare aus einem Namensraum und einem URI. Dieser ist ein Hinweis, der beschreibt, wo man ein geeignetes Schema-Dokument für den Namensraum finden kann. Das Vorhandensein dieser Hinweise verpflichtet den Schema-Prozessor jedoch nicht, das angegebene Schema-Dokument zu erlangen oder zu benutzen, und der Prozessor kann auch andere Schemata benutzen, die er auf angemessenem Weg erhalten hat, oder überhaupt kein Schema.

Ein Schema muss keinen Namensraum haben (siehe Kapitel 3.4), und deshalb gibt es ein noNamespaceSchemaLocation-Attribut, das verwendet wird, um einen Hinweis auf die Lokation von Schema-Dokumenten ohne Ziel-Namensraum zu geben.

2. In einem Schema hat das include-Element ein vorgeschriebenes schemaLocation-Attribut, welches eine URI-Referenz enthält, die ein Schema-Dokument identifizieren muss. Als Effekt wird das letztendlich wirksame Schema zusammengesetzt, indem die Deklarationen und Definitionen des inkludierenden und des inkludierten Schemas zusammengeführt werden. Beispielsweise werden in Kapitel 4 die Typdefinitionen von Adresse, DeAdresse, USAAdresse und USBundesstaat (einschließlich ihrer Attribute und lokalen Element-Deklarationen) aus adresse.xsd mit den Element-Deklarationen von KundenAufstellung und Kommentar und den Typdefinitionen von BestellungTyp, Waren und ISBNTyp (einschließlich ihrer Attribute und lokalen Element-Deklarationen) aus ibest.xsd zusammengefügt, um ein einziges Schema zu bilden.

3. Ebenfalls in einem Schema hat das import-Element optionale namespace und schemaLocation-Attribute. Falls vorhanden, wird schemaLocation so verstanden, dass seine Interpretation der Interpretation des xsi:schemaLocation-Attributs in (1) gleichkommt. Genauer gesagt, es stellt einen Hinweis des Autors an den Schema-Prozessor auf die Lokation eines Schema-Dokuments dar. Für dieses Schema garantiert der Autor, dass es die benötigten Definitionen und Deklarationen enthält, um die Komponenten aus dem durch das namespace-Attribut spezifizierten Namensraum zu validieren. Um Komponenten zu importieren, die nicht in einem Ziel-Namensraum sind, wird das import-Element ohne namespace-Attribut (und mit oder ohne schemaLocation-Attribut) verwendet. Referenzen auf so importierte Komponenten erfolgen nicht qualifiziert.

Beachten Sie, dass schemaLocation nur ein Hinweis ist und einige Prozessoren und Applikationen ihre Gründe haben werden, ihn nicht zu benutzen. Beispielsweise könnte ein HTML-Editor ein eingebautes HTML-Schema bevorzugen.

5.7 Konformität

Ein Instanzdokument kann zusammen mit einem Schema verarbeitet werden, um zu überprüfen, ob die im Schema spezifizierten Regeln in der Instanz eingehalten werden. Typischerweise erleidigt eine solche Verarbeitung zwei Dinge: Sie prüft erstens auf Einhaltung der Regeln (ein Prozess, der Schema-Validation genannt wird) und fügt zweitens ergänzende Information hinzu, die in der Instanz nicht unmittelbar vorhanden ist, wie Typinformation und Vorgabe-Werte, so genannte Infoset-Beiträge (Infoset Contributions).

Der Autor eines Instanzdokuments, etwa einer bestimmten Buchbestellung, kann in der Instanz selbst behaupten, dass sie den Regeln eines bestimmten Schemas entspricht. Dies geschieht durch die Verwendung des oben beschriebenen schemaLocation-Attributs. Aber unabhängig davon, ob es ein schemaLocation-Attribut gibt, hat eine Anwendung die Freiheit, ein Dokument gegen ein beliebiges Schema zu prüfen. Eine Einkaufsapplikation könnte zum Beispiel eine Regelung haben, nach der immer ein bestimmtes Schema für Buchbestellungen verwendet wird, egal ob es andere Werte für schemaLocation gibt.

Die Prüfung auf Konformität kann als schrittweises Vorgehen betrachtet werden, bei dem zuerst geprüft wird, ob das Wurzel-Element einer Dokument-Instanz den richtigen Inhalt hat, dann, ob alle Subelemente ihrer Beschreibung im Schema entsprechen, usw., bis das gesamte Dokument verifiziert ist. Prozessoren sind verpflichtet anzugeben, welche Überprüfungen ausgeführt wurden.

Um ein Element auf Konformität zu prüfen, muss der Prozessor zuerst die Lokation der Deklaration für das Element in einem Schema ausfindig machen und dann überprüfen, ob das targetNamespace-Attribut im Schema mit dem tatsächlichen Namensraum-URI des Elements übereinstimmt. Alternativ kann er feststellen, dass das Schema kein targetNamespace-Attribut hat, und das Instanz-Element nicht qualifiziert ist.

Falls die Namensräume übereinstimmen, untersucht der Prozessor als Nächstes den Typ des Elements, wie er entweder durch die Deklaration im Schema vorgegeben ist oder durch ein xsi:type-Attribut in der Instanz. Ist letzteres der Fall, so muss der Typ in der Instanz eine zulässige Ersetzung für den im Schema festgelegten Typ sein; was zulässig ist, wird durch das block-Attribut in der Element-Deklaration bestimmt. Gleichzeitig werden Vorgabe-Werte und andere Infoset-Beiträge angewendet.

Als nächstes überprüft der Prozessor die direkten Attribute und Inhalte des Elements, indem er sie mit den Attributen und Elementen vergleicht, die der Typ des Elements erlaubt. Betrachten wir beispielsweise ein Lieferadresse-Element, wie das aus Kapitel 2.1: Der Prozessor prüft, welche Regeln für eine DeAdresse gelten, weil das Lieferadresse-Element diesen Typ hat.

Wenn das Element einen einfachen Typ hat, verifiziert der Prozessor, dass das Element keine Attribute oder enthaltene Elemente besitzt und dass der Zeichen-Inhalt den Regeln des einfachen Typs entspricht. Dies schließt manchmal die Prüfung der Zeichenkette gegen reguläre Ausdrücke oder Aufzählungen ein und manchmal umfasst es die Prüfung, ob die Zeichenkette einen Wert aus dem erlaubten Wertebereich repräsentiert.

Wenn das Element einen komplexen Typ hat, überprüft der Prozessor, ob alle vorgeschriebenen Attribute vorhanden sind und ob ihre Werte den Auflagen ihrer einfachen Typen entsprechen. Er prüft außerdem, ob alle vorgeschriebenen Subelemente vorhanden sind und ob die Folge von Subelementen (und gemischtem Text) dem Inhaltsmodell, das für den komplexen Typ deklariert wurde, entspricht. Was Subelemente betrifft, so können Schemata entweder exakte Übereinstimmung der Namen fordern, Ersetzung durch ein äquivalentes Element erlauben oder Ersetzung durch jedes Element erlauben, das durch einen 'any'-Partikel gestattet wird.

Wenn das Schema es nicht anders vorsieht (wie es durch 'any'-Partikel möglich ist), geht die Prüfung auf Konformität dann eine Ebene tiefer weiter, indem der Reihe nach unter Wiederholung des oben geschilderten Prozesses jedes Subelement betrachtet wird.

A Danksagungen

Viele Helfer haben mit Ideen, Material und Feedback zur Verbesserung dieses Dokuments beigetragen. Insbesondere möchten sich die Herausgeber [des Originaldokuments] für Beiträge von David Beech, Paul Biron, Don Box, Allen Brown, David Cleary, Dan Connolly, Roger Costello, Martin Dürst, Martin Gudgin, Dave Hollander, Joe Kesselman, John McCarthy, Andrew Layman, Eve Maler, Ashok Malhotra, Noah Mendelsohn, Michael Sperberg-McQueen, Henry Thompson, Misha Wolf und bei Priscilla Walmsley für die Validierung der Beispiele bedanken.

B Einfache Typen und ihre Fassetten

Die für jeden einfachen Typ erlaubten Werte lassen sich durch die Anwendung einer oder mehrerer Fassetten einschränken. In Tabelle B1.a und B1.b sind alle vordefinierten einfachen Typen von XML Schema zusammen mit den darauf anwendbaren Fassetten aufgeführt. Die Namen der einfachen Typen und die der Fassetten sind mit der jeweiligen Definition in “XML Schema Teil 2: Datentypen” verlinkt.

Tabelle B1.a. Einfache Typen und darauf anwendbare Fassetten
einfacher Typ Fassette
  length minLength maxLength pattern enumeration whiteSpace
string X X X X X X
normalizedString X X X X X X
token X X X X X X
byte       X X X
unsignedByte       X X X
base64Binary X X X X X
hexBinary X X X X X X
integer       X X X
positiveInteger       X X X
negativeInteger       X X X
nonNegativeInteger       X X X
nonPositiveInteger       X X X
int       X X X
unsignedInt       X X X
long       X X X
unsignedLong       X X X
short       X X X
unsignedShort       X X X
decimal       X X X
float       X X X
double       X X X
boolean       X   X
time       X X X
dateTime       X X X
duration       X X X
date       X X X
gMonth       X X X
gYear       X X X
gYearMonth       X X X
gDay       X X X
gMonthDay       X X X
Name X X X X X X
QName X X X X X X
NCName X X X X X X
anyURI X X X X X X
language X X X X X X
ID X X X X X X
IDREF X X X X X X
IDREFS X X X   X X
ENTITY X X X X X X
ENTITIES X X X   X X
NOTATION X X X X X X
NMTOKEN X X X X X X
NMTOKENS X X X   X X

Die in Tabelle B1.b aufgeführten Fassetten lassen sich nur auf geordnete einfache Typen anwenden, weshalb diese Tabelle nicht alle einfachen Typen enthält.

Tabelle B1.b. Einfache Typen und darauf anwendbare Fassetten
einfache Typen Fassetten
  maxInclusive maxExclusive minInclusive minExclusive totalDigits fractionDigits
byte X X X X X X
unsignedByte X X X X X X
integer X X X X X X
positiveInteger X X X X X X
negativeInteger X X X X X X
nonNegativeInteger X X X X X X
nonPositiveInteger X X X X X X
int X X X X X X
unsignedInt X X X X X X
long X X X X X X
unsignedLong X X X X X X
short X X X X X X
unsignedShort X X X X X X
decimal X X X X X X
float X X X X    
double X X X X    
time X X X X    
dateTime X X X X    
duration X X X X    
date X X X X    
gMonth X X X X    
gYear X X X X    
gYearMonth X X X X    
gDay X X X X    
gMonthDay X X X X    

C Verwendung von Entities

XML 1.0 bietet verschiedene Typen von benannten Inhaltsfragmenten, genannt Entities, die bei der Erstellung von DTDs (Parameter-Entities) oder Instanzdokumenten verwendet werden können. In Kapitel 2.7 haben wir darauf hingewiesen, wie benannte Gruppen das Verhalten von Parameter-Entities nachbilden. In diesem Kapitel zeigen wir, wie Entities in Instanzdokumenten deklariert werden können und wie die den Entities entsprechende Funktionalität in Schemata deklariert werden kann.

Angenommen, wir wollen in einem Instanzdokument eine Entity deklarieren und benutzen, und dieses Instanzdokument ist zusätzlich durch ein Schema beschränkt. Ein Beispiel:

Deklaration und Referenzierung einer Entity in einem Instanzdokument
<?xml version="1.0" ?>
<!DOCTYPE Bestellung [
<!ENTITY eacute "é">
]>
            
<Bestellung xmlns="http://www.example.com/best1"
            bestelldatum="1999-10-20">
    <!-- usw. -->
    <Stadt>Montr&eacute;al</Stadt>     
    <!-- usw. -->   
</Bestellung>

Hier deklarieren wir eine Entity namens eacute als Teil eines internen (DTD) Subsets und referenzieren diese Entity im Inhalt des Stadt-Elements. Beachten Sie, dass bei der Verarbeitung des Instanzdokuments die Entity vor der Schema-Validierung dereferenziert wird. Mit anderen Worten, bei der Überprüfung der Gültigkeit des Stadt-Elements verwendet der Schema-Prozessor Montréal als Wert des Elements.

Ein ähnliches (aber nicht identisches) Ergebnis kann man erreichen, indem man ein Element in einem Schema deklariert und seinen Inhalt entsprechend setzt:

<xsd:element name="eacute" type="xsd:token" fixed="é"/>

Dieses Element kann dann in einem Instanzdokument verwendet werden:

Verwendung eines Elements anstelle einer Entity in einem Instanzdokument
<?xml version="1.0" ?>
<Bestellung xmlns="http://www.example.com/best1"
            xmlns:c="http://www.example.com/ZeichenElemente"
            bestelldatum="1999-10-20">
    <!-- usw. -->
    <Stadt>Montr<c:eacute/>al</Stadt>
    <!-- usw. -->
</Bestellung>   
    

In diesem Fall verarbeitet ein Schema-Prozessor zwei Elemente, ein Stadt-Element und ein eacute-Element, für dessen Inhalt der Prozessor ein einziges é-Zeichen einfügt. Beachten Sie, dass das zusätzliche Element den Vergleich von Zeichenketten verkompliziert: Die beiden Formen des Namens “Montréal” aus den beiden Beispielen wären nicht gleich, wenn man die üblichen Operationen für den Vergleich von Zeichenketten verwendet.

D Reguläre Ausdrücke

Die pattern-Fassette von XML Schema verwendet eine Sprache für reguläre Ausdrücke, die Unicode unterstützt. Sie ist in “XML Schema Teil 2: Datentypen“ vollständig beschrieben. Die Sprache ist der in der Programmiersprache Perl verwendeten Sprache für reguläre Ausdrücke sehr ähnlich, auch wenn Ausdrücke mit vollständigen lexikalischen Repräsentationen verglichen werden, nicht nur mit vom Benutzer bestimmten Geltungsbereichen wie Zeile oder Absatz. Aus diesem Grund sind die Metazeichen ^ und $ nicht in der Sprache enthalten, ^ wird jedoch benutzt, um Ausschlüsse auszudrücken, wie im Ausdruck [^0-9]x.

Tabelle D1. Beispiele für reguläre Ausdrücke
Ausdruck passende Zeichenketten
Kapitel \d Kapitel 0, Kapitel 1, Kapitel 2 ....
Kapitel \s\d Kapitel gefolgt von genau einem Leerraum-Zeichen (Leerzeichen, Tabulator, neue Zeile, usw.), gefolgt von genau einer Ziffer
Kapitel \s\w Kapitel gefolgt von genau einem Leerraum-Zeichen (Leerzeichen, Tabulator, neue Zeile, usw.), gefolgt von genau einem Wort-Zeichen (siehe XML 1.0 Buchstabe oder Ziffer)
Espan&#xF1;ola Española
\p{Lu} Irgendein Großbuchstabe; der Wert von \p{} (d.h. "Lu") wird in Unicode definiert
\p{IsGreek} Irgendein griechischer Buchstabe; das 'Is' Konstrukt kann für jeden der von Unicode definierten Blöcke (so wie “Greek”) verwendet werden
\P{IsGreek} Irgendein nicht-griechischer Buchstabe; das 'Is' Konstrukt kann für jeden der von Unicode definierten Blöcke (so wie “Greek”) verwendet werden
a*x x, ax, aax, aaax ....
a?x ax, x
a+x ax, aax, aaax ....
(a|b)+x ax, bx, aax, abx, bax, bbx, aaax, aabx, abax, abbx, baax, babx, bbax, bbbx, aaaax ....
[abcde]x ax, bx, cx, dx, ex
[a-e]x ax, bx, cx, dx, ex
[-ae]x -x, ax, ex
[ae-]x ax, ex, -x
[^0-9]x Irgendein Zeichen, das keine Ziffer ist, gefolgt von einem x
\Dx Irgendein Zeichen, das keine Ziffer ist, gefolgt von einem x
.x Irgendein Zeichen, gefolgt von einem x
.*abc.* 1x2abc, abc1x2, z3456abchooray ....
ab{2}x abbx
ab{2,4}x abbx, abbbx, abbbbx
ab{2,}x abbx, abbbx, abbbbx ....
(ab){2}x ababx

E Index

XML Schema Elemente. Jeder Element-Name ist mit seiner formalen XML-Beschreibung entweder im Struktur- oder im Datentypenteil der XML Schema Spezifikation verlinkt. Neben dem Elementnamen stehen, durch ihre Kapitelnummer gekennzeichnet, ein oder mehrere Verweise auf Beispiele in dieser Einführung.

XML Schema Attribute. Zu jedem Attribut-Namen ist mindestens ein Paar von Referenzen angegeben. Es besteht aus einer Verknüpfung mit einem Beispiel aus dieser Einführung und einem Verweis auf die formale XML-Beschreibung, entweder im Struktur- oder im Datentypen-Teil der XML Schema Spezifikation.

Einfache Typen werden in Tabelle 2 beschrieben.